Jakob Lorber

Psalmen und Gedichte

Gerd Gutemann (j-lorber.de)

Inhaltsverzeichnis

Neue Psalmen

Poesie in Prosa

Gedichte

Pathiel

Neue Psalmen

Vorwort

Als Vorwort zu den Psalmen kam folgendes durch J. Lorber, am Oster-Sonntag, 27. März 1842.

01. Schreibe einmal einen kurzen Psalm, wie aus dir. Warum solle denn Ich in der Zeit weniger, denn zur Zeit Davids eines Psalms werth sein? - Darum sollst du Mir nebenbei noch mehrere Psalmen schreiben; aber - wie aus dir; werde aber Ich redend angeführt, da setze allezeit voraus: Also spricht der HErr; oder: Also sprach der HErr. Den Psalm aber wirst du schon allzeit in dir finden. Und so schreibe:

(Amen.)

Seid erfüllt mit dem heiligen Geiste, aufmunternd einander in Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern, mit Wort und Gesang preisend den Herrn in euerem Herzen, dankend allezeit für Alles Gott und dem Vater, im Namen unseres Herrn Jesu Christi !

Paulus an die Epheser 5, 18 - 20.

1. Psalm, Am Morgen zu singen dem Herren.

01. Gelobt, ja über und über gelobt sei Du, unser heiliger liebvollster Vater!

02. Es zeigt die Erde, die Sterne, der Mond und die Sonne, wie groß Du, o heiliger Vater, wie herrlich, wie gut und wie gnädig und liebvoll Du bist!

03. O, d'rum will ich loben und preisen Dich über die Maßen, denn Du nur allein bist würdig des einzigen größesten Lobes der Menschen der Erde, und aller der Engel der Himmel.

04. Es lobt Dich das Würmchen im Staube, es preist Dich die Fliege, es jauchzt Dir der Sperling am Dache, voll dankbarster Freude entgegen! -

05. Es preist Dich der Adler und alle die Thiere der Wälder; sie ahnen im Dunkel der Nächte Dich gütigster Vater, Dich Schöpfer, Dich mächtigen, ewigen Gott! -

06. Und die Erde und all' ihre Meere, und Feuer und Winde, sie wissen und kennen den großen, den mächtigen Gott, und - daß Er sie geschaffen zu Seiner höchst eigenen Ehre, und Seinem unendlichen Ruhme nur hat! -

07. Und die Himmel im ewigen Lichte der endlosen Liebe des heiligen Vaters sind voll Seiner ewigen Ehre und größesten Güte, und zeugen von Seiner unendlichen Macht. -

08. Und die Engel, sie singen mit wonn'erfülltesten Herzen: O Heilig, o heilig, o heilig bist Du, lieber Vater; - wie gut, o wie gut ist bei Dir es zu sein! -

09. O so lobe und preise denn du auch, du meine für ewiges Leben und Liebe in's Dasein gerufene Seele, o lobe und preise in Jesus den heiligen Vater, Der dir so gütigst am Kreuz' hat die Kindschaft gegeben. -

10. Und du auch mein Leib, wenn schon einstens dem Tode gegeben, - du zeitlicher Träger des ewigen Lebens aus Gott, auch du lob' und preise den Vater, den heiligen, den guten; denn du wirst auch ewig nicht bleiben im Schooße der Erde, und sollst mir verkläret einst werden zum ewig unsterblichen Kleide! -

11. Denn so spricht der Herr: Diesen Tempel, den ihr da abbrecht, will Ich in drei Tagen vollst wieder aufbauen!

12. O Leib, du mein Leib, sieh', du bist ja der Tempel des heiligen Geistes. Wirst du auch zerbrochen, deß sei Dir nicht bange; denn Der dich zerstört, zerstört dich mit nichten zum Tode, wohl aber, damit du zum ewigen herrlichsten Kleide mir werdest umstaltet, im Schooße der ewigen Liebe des heiligsten Vaters!

13. Und so sei gelobt mein süßester liebvollster Jesus und heiliger Vater, aus all' meinen Kräften der Seele, und so auch des Leibes; ich Geist aber bin es, der Solches hier schreibt, demüthigst, zu Deiner alleinigen Ehre, o Jesus, Du heiliger Vater! -

2. Psalm. In der Not zu singen dem Herrn

01. O Du Mein Gott, Du mein liebvollster Vater! Wie herrlich bist Du, wie mild und wie sanft, und bist voll der größten Geduld!

02. Sieh', o mildester, heiligster Vater, die Nacht dieser Erd' ist gar trübe geworden; die Menschen, sie toben und wühlen gleich Füchsen und Wölfen und Schweinen und Bären, Hyänen und Löwen in derselben herum. -

03. Nur gar selten ein Bruder des Bruders noch achtet, darum er "ein Bruder" ihm ist. O wie gar so weit sind denn die Menschen gewichen zurück von dem heiligst-lebendigen Ziele!

04. Sie haben das Höchste, das Größte, das Beste verloren! - Doch Keinen fast kümmert des ewigen Lebens mehr hier; und Du, heiliger Vater, wie bist du so gänzlich erloschen im Herzen von zahllosen blindesten Brüdern und Schwestern!

05. Und so denn ist Habsucht der herrschende Geist, obwohl Jeder in sich es gar bündigst erfahren stets mag, daß das irdische Lämpchen des tollesten Lebens am Grabe erlischt. -

06. O ihr Zeiten, ihr ärgesten finstersten Zeiten! Den "Vater", den heiligen Vater, den ewigen Gott habt ihr können aus so vielen Herzen verdrängen! -

07. Und habt diese Herzen erfüllt mit Unrath des Satans, und allem dem Nichtigsten, dieses so finsteren Reiches der Welt und des Todes aus ihr! -

08. O du liebvollster Vater, erbarme, erbarme Dich unser! denn sonst geh'n wir ja eh'stens gar Alle zu Grunde.

09. Denn siehe, die Männer sind weibisch geworden, und lassen von Weibern die Köpf' sich zerstoßen, und liegen und kriechen gleich Schlangen, zertreten zur Hälfte von Füßen der Weiber!

10. O Gott, Du heiliger Gott, kannst solch' höllischen Frevel auf Erden noch länger geduldig Du schauen? Der Mann ist zur kriechenden Natter geworden!

11. O wann wirst erlösende Stunde, du heilige Stunde denn kommen, um frei diese Erde zu machen, von dieser so lang' schon anhaltenden dichtesten Nacht, von der Nacht alles Todes?!

12. Und wann wirst den Fürsten der Lüge und Bosheit Du endlich gefangen denn nehmen? - Wie lang' noch zu fangen und tödten die Menschen der Erde wirst Du ihm gestatten?!

13. O Vater, o heiligster liebvollster Vater! Mach' Ende, mach' einmal ein Ende - - dem tollesten Treiben des Satans, sonst sind wir verloren!

14. Gedenke, gedenke der größesten Noth dieser Erde; erhöre dieß Flehen, dieß ängstliche Jammergeschrei;

Lieber Vater! erlöse, erlöse uns Alle von diesem allbittersten Uebel der ewig mir dünkenden Nacht! -

Doch Dein heiliger Wille geschehe stets. Amen.

3. Psalm. Zu singen dem Herrn in großer Betrübnis

01. Mächtigster Herr, Der Du allzeit bist voll der Gnade aus endloser Lieb' und Erbarmung zu uns, sieh' doch gnädig herab auf uns ärmlichste Sünder!

02. Es ist ja doch traurig, ja schrecklich zu leben auf dieser so finst'ren und boshaften Welt, da man ehrlicher Weise sich scheuen gar müßt' zu bekennen Dein lebendiges inneres Wort!

03. Man begünstigt ein weltlich Getriebe nach allen erdenklichen Arten, und theilt Belobungen aus - den Förd'rern der Moden, des Luxus, der weltlichen Pracht, und all's Dessen, was immer nur möglich die Selbstsucht zu stärken vermag.

04. Aber wehe dem ehrlichen friedlichen Manne, der all'zeit sich traut sein Herz nur zu Dir zu erheben, und zieht von der tollesten Welt sich aus dem Grunde zurück, um zu folgen dem inneren heiligen Rufe aus Dir, lieber heiliger Vater!

05. O Vater, o liebvollster heiligster Vater, erbarme Dich unser; Du süßester Jesus, o komm', o komme doch einmal - zu richten die sündvollste Welt, ja zu richten die finsteren Herzen der Brüder - zu Dir, lieber heiliger Vater!

06. O Erde, o Erde, du finstere Wohnung des Gräuels, wie wirst du besteh'n vor den Augen Dessen, Der dich mit eigenem heiligsten Blute zur Sonne der Sonnen hat liebevollst waschen und reinigen wollen?! Der eigenen Fußes dich finst're , dich todte, so väterlich duldig betrat?

07. O ihr Ohren, ihr argen Weltohren, in denen der heiligste mächtigste Name nur lächerlich klingt , o wehe euch, wehe euch! Wann Er wird kommen zu rechten mit euch! Einen bleiernen Heller geb' ich dann für tausend Pfund weltlichen Goldes nicht her!

08. Aber wann wirst du kommen, du schrecklich erfreulicher Tag? - O nicht zaud're, nicht zaud're so lange, du lang schon erwartete heilige Löse der Greuel der Erde, du erster, du jüngster der heiligen Tage der Erde!?

09. Wie oft wirst du würdige Sonne denn eher noch spenden der trugvollsten Erde die lieblichen herrlichen Strahlen aus dir, bis da kommen wird jener der Tage auf Erde, an welchem zum erstenmal würdig die finstersten Länder der Schöpfung der Erde an sich werden saugen die milderen Strahlen aus dir; o so sage, o sag' es, du heilige Sonn', oder klage und weine mir mir!

10. Und du tückischer Mond, du getreuer Gefährte, des finstern Elends der Erde, wie lang' wirst du noch wechseln dein trüglich gestohlenes Licht? Weiche, weiche zurück! denn sonst wirst verschlungen noch ehstens du werden, von unserer Erde alldichtester tödtlichster Nacht!

11. Und ihr Sterne, ihr feurigen Blumen des Himmels, wann werdet mit eurem herrlichen Lichte den sündigen Boden der Erde ihr decken, damit dann die Freien des heiligen Vaters auf euren Gefilden des friedsamsten Lichtes, als ewige Brüder sich möchten erkennen?

12. O Vater, Du heiligster Vater, o lasse, o laß gar bald Deine heiligsten Worte in endliche heil'ge Erfüllung ergehen, sonst geh'n wir zu Grunde! Dein heiliger Wille geschehe auf Erden also, wie im Himmel stets ewiglich. Amen.

4. Psalm. Zu singen dem Herrn zur Zeit der Versuchung

01. Sehe doch gnädig herab, o Du heiliger liebvollster Vater, von Deiner allleuchtendstens Höhe der Himmel auf uns, Deine mühsamen, kraftlosen, sterblich und sündhaft geborenen Kinder!

02. Wir flehen und beten zu Dir: O Du liebvollster Vater, verschone uns Alle von jeder Versuchung, und mache uns frei von den Banden des tödtlichen Uebels der Sünde!

03. So beten wir täglich zu Dir; o erhöre doch einmal dieß kläglich Geschrei Deiner sterbenden Kinder, und lasse nicht zu, daß des Vaters allbitterster Feind uns eh' vollends erdroßle, bevor Du zur thätigsten Hilfe uns kämest!

04. Es fallen zu Tausend in Schaaren hinab in die Tiefe der Tiefen des ewigen Todes in wen'gen Minuten, gefangen von Deinem allärgsten Feinde; o Vater, Du heiliger Vater, wirst Du uns denn nimmer erretten von dieser unendlich verderblichen Plage und größesten Noth?

05. O Du liebvollster Vater! So nehme doch einmal gefangen die tödtende Macht dieses Fürsten des Todes, und bind' ihn auf ewig mit Deinen allmächtigsten Ketten der ewigen endlosen Liebe, an einen für ihn bestens tauglichen Ort; und verhind're dadurch, daß er nimmer uns fange und ziehe hinab in die Tiefe der Tiefen des ewigen Todes!

06. O heiliger liebvollster Vater, Du hast uns ja nicht für den Tod, und nicht für den Satan erschaffen, auch nicht uns erlöst für's Verderben; wohl aber für's ewige Leben hast Du an dem Kreuze geblutet, um uns, Deinen Kindern, zu öffnen die Pforten des ewigen Lebens!

07. Daher nimm, o Jesus, Du heiligster Mittler, die schwer zu bestehende Prüfung von unseren Herzen, und gieb uns dafür einen reineren Sinn, und den lang' schon verheißenen Geist Deiner Liebe und Gnad' und Erbarmung, ja Deinen verheißenen heiligen Geist!

08. Lieber Vater, in Jesu, dem Herrscher in Liebe, Erbarmung und Gnade, Du hast ja geredet die ewige Wahrheit: Der Geist ist zwar willig; doch schwach ist das Fleisch!

09. O, so nimm denn die Schwäche von unserem Fleische, und laß in demselben erstarken den ewig unsterblichen Geist; und laß endlich in diesem so schwächlichen Hause zum Herrn und stetigen Meister ihn werden, den starken und mächtig sein sollenden Geist!

10. Denn was nützen uns Werke und Lehren, wenn wir mit denselben zu wecken den Geist nicht vermögen, darum uns die finsteren Prüfungen täglich heimsuchen, und rauben das heil'ge Senfkörnlein tückisch uns stets aus dem Herzen.

11. Wenn Solches denn immer geschehen muß fürder und fürder, wann wird dann der winzige Same denn einmal zu einem mächtigen Baume erwachsen, daß unter deß Aesten und Zweigen die Vögel des Himmels sich möchten einfinden, um allda zu wohnen? - - -

12. Doch höre, nun höre du meine umdüsterte Seele, und du auch, mein ewiger Geist; denn also spricht der Herr:

13. "O, nicht klagt und weint ihr Kinder, die ihr als den wahren und heiligen, liebvollsten Vater in eueren Herzen Mich habt erkannt; denn nicht Ich, liebe Kindlein, hab' euch mit den Ketten der Knechtschaft umschlungen, die Welt und ihr selbst habt euch Solches gethan!

14. "Wer gab euch denn Gesetze? Die Welt? oder ihr? oder Ich euer Vater? Nun seht, die Prüfung, die liegt im Gesetze, wie auch der verheerende Todt; doch ihr sollt nicht schmachten da unter dem Joche des harten und todten Gesetzes! Darum ja bin ich in die Welt gar gekommen, um euch vom Gesetz zu befreien, an dessen Stell' euch die einzige Lieb' ward gegeben. Nun folgt der Liebe! so seid ihr von allen Versuchungen frei. Also ist es im Ernste bei Mir. Amen."

5. Psalm. Gar tröstend am Tage der Versuchung zu singen dem Herrn

01. Und höre nun weiter, du meine doch immer noch traurige Seele, was All's der liebvollste erbarmende, heilige Vater da spricht:

02. "Arme Kinder, durch euere eigen verschuldete Blindheit! Wer hat euch denn je so etwas in die Herzen gehaucht, als ließe Ich ganz nach der eigenen Willkür des Satans - ihm zahllose Menschen zur sicheren tödtlichen Beute gar werden!

03. "O weist in all' Meinen Worten und heiligen Lehren Mir so etwas nach, und Ich will es ja gerne sobald widerrufen, was immer nur so möchte lauten, als wär' Ich ein launiger Gott und ein treuloser Vater, dem Alles ein Gleiches da gelte, ob zahllose Menschen und Kinder das Leben verlieren im Geist, oder ob sie's gewinnen für ewig im Geiste der reinsten Liebe aus Mir.

04. "Doch ihr werdet wohl schwerlich je finden so etwas im heiligen Buche, im Buche der Liebe und aller Erbarmung aus ihr, ja im Buche des einzig wahrhaftesten ewigen Lebens!

05. "Es ist zwar wohl unträglich wahr, daß das geistige Leben ganz fleißig geübet muß werden, bevor es für ewige Dauer sich eigne und tauge für eine vollkommenste Freiheit.

06. "Doch solche Umstände sind keine Versuchung, durch welche das geistige Leben stets fester und fester muß werden, wohl aber der heiligen ewigen Liebe entstammende väterlich=göttliche Prob'lektionen, durch welche der schmachtende Mensch hier gefestet muß werden, für eine allewige künftige Dauer des Lebens!

07. "Was würd' es dem Satan wohl nützen, so er auch die Menschen möcht' alle verführen? Wie würde und könnte er siegen im eitelsten Kampe mit Mir?!

08. "O der läppischen Thorheit! Wer ist denn ein Herr alles Lebens und Todes? Bin Ich es denn, oder ist solches der Satan?

09. "Am Ende der Dinge der prüfenden Welt, ja da wird sich's wohl zeigen, wie viel Ich, als einziger Herr aller Wesen und Dinge, zu schaffen und ordnen im Reiche des Lebens und Todes alleinig nur habe, und wie alle Mühe des Satans eine ganz völlig vergebliche war.

11. "Wahrlich, das könnt ihr glauben: Von allen den Läst'rungen, welche gegen Mich auf der Erde von den blöden Wesen und Menschen und Kindern je wurden begangen, ist keine wohl größer und ärger als diese, wo Mir, als dem heiligsten liebvollsten Vater, noch ärgere Dinge, als einem allärgsten Tyrannen da werden zu eigen besagt!

12. "O seht, darin liegt der Satan begraben, daß Ich, als der liebvollste Vater, also aus dem Munde der Lehrer und Priester und falschen Propheten als ein allerärgster Tyrann werd' gezeigt den Kindern der Menschen und Wesen.

13. "O leset doch einmal bedachtsamen Herzens die vier Evangelien durch, und dann zeigt Mir die Stelle, in welcher es laute, als hätt' Ich euch all'samt dem Satan verschrieben!

14. "Und Ich werd' euch zeigen und öffnen den andern Sinn, und ihr Alle werdet ganz hell erschau'n, daß der heilige Vater nicht prüft und über die Menschheit zum Tode, wohl aber aus endloser Lieb' und Erbarmung zum ewigen Leben!

15. "So aber die freiwilligen Menschen als Brüder sich schlagen und zausen, soll Ich da die Schuld etwa tragen, dieweil Ich so frei hab' geschaffen und übervollkommen die Menschheit im Geiste aus Mir, und darum Ich so überlangmüthig, geduldig, voll Lieb' und Erbarmung und Gnade stets bin?

16. "Was wollt' ihr denn noch mehr? Seht, Ich sorge, und führe und leite durch all' die für euch unerforschlichen Wege die Menschheit zum heiligen Ziele des ewigen Lebens! Was sollt ihr noch mehr? Seht, Ich lasse die Freiheit in rechtlichen Schranken dem Satan sogar. Sagt, was wollt ihr noch mehr? Seht, Ich richte wohl ewig da Niemand zum Tode, wohl aber nur all'zeit für's ewige Leben in aller Freiheit.

Sagt, was wollt ihr noch mehr?

17. "Hab' Ich Jemanden je schon verdammt zum ewigsten Tode? Wo ist Der, wer ist Der, daß Ich vor ihm hätte verschlossen Mein Herz? Wo ist wohl der verlorene Sohn, den Ich nimmer möcht' freudigst annehmen, so er sich nur kehrt im Herzen zu Mir? - Sagt, was wollt ihr noch mehr?"

6. Psalm. Zu singen dem Herrn ob Seiner großen Güte und Erbarmung

01. O Herr, Du bist gütig und voll der Erbarmung, und gnädig und voll von der größten Geduld; o Du ewiger, heiliger liebvollster Vater! Darum will ich loben Dich allzeit bei Tage und Nacht.

02. Selbst im kranken Zustande des Leibes, so da irgend etwas die Nerven, die Fibern, die Muskeln und sonstigen Theile desselben mir drücket und zieht und reißet, daß mir darob alles Sehen und Hören vergeht, so will ich Dich, heiliger Vater, doch loben und preisen, darum Du durch all' diese Uebel zum ewigen Leben mich prüfest und reinigst und zeitigst!

03. O heiligster, liebvollster Vater, Du bist ja in Allem geg'n uns und für uns nur alleinig die ewige endlose Liebe, und lehrtest und lehrest uns nichts, denn allein nur die Liebe, die heiligste ewige Liebe - aus Dir und in Dir, o Du heiliger liebvollster Vater.

04. Darum auch will allzeit und ewig Dich loben und preisen ich armer und sündiger Mensch; denn nur Du bist alleinig es würdig, gelobt und gepriesen zu werden, von allen den Engeln und Menschen und Sonnen und Erden, und all' den Geschöpfen, die Dich als den heiligen Schöpfer erkennen.

05. Dich lobt ja das Gras, und die Bäume sind voll Deines Ruhmes; und alle die Berge, sie dampfen und rauchen, um würdigst zu preisen, o Gott, Deine Größe und Macht; und die Blumen der Wiesen und Fluren und Berge und Thäler und Gärten, wie streu'n sie so emsig Dir, heiliger Vater, sehr duftende Psalmen durch alle die Lüfte entgegen.

06. Und so auch die lieblichen Vöglein, an Zweiglein der Bäume sich wiegend, welch' herrliche, muntere, reinste Lieder sie singen aus ihren befiederten Kehlen; und jegliches all' dieser Lieder ist reich an dem herrlichsten Lobe und Preise für Dich nur, Du heiliger, liebvollster Vater!

07. Ja Alles, was ich nur ansehe, ist voll Deiner endlosen Ehre, und voll Deines größesten Ruhmes.

08. O heiliger, liebvollster Vater! So laß denn auch mich armen Sünder, Dich immerdar loben und preisen und lieben aus all' meinen Kräften des Geistes, der Seel' und des sterblichen Leibes.

09. Und gebe mir stets dieser Kräfte so viel, daß dadurch ich vermögend dann würde und bliebe, zu thun Deinem heiligsten Willen gemäß aus der einzigen Macht Deiner Liebe in Dir zum Lobe, zur Ehre und ewigen Ruhme, Du heiliger, liebvollster Vater.

10. Ich denke zwar täglich darnach und darum, und bei all' meinem Gehen und Drehen und Stehen tracht' ich nur allein Dir zu leben; doch was ist dieß All's gegen Dem, was ich Dir, o Du gütigster Vater, für eine alleinige Lebensminute nur schulde?! -

11. Doch wenn ich dann wieder bedenke, und so bei mir sage: Und könnte ich Dich mit all' den wohlklingendsten Harfen der obersten Engel gar preisen, so wär' doch mein Lob Deiner Würde nicht näher, denn jetzt, da ich gleich den mundlosen Kindlein entgegen Dir lalle ein ärmliches Lied.

12. O, dann werde ich glücklich, und preise und lobe Dich, heiliger Vater, durch jeden Gedanken, der mir aus der Tiefe des Geistes entsteigt, weil Du, heiliger Vater, so überaus gut und liebevollst bist; darum ewiges Lob Dir, - o heiliger Vater, von uns Allen. Amen.

7. Psalm. Zu singen dem Herrn beim Empfange einer eistigen Gabe, welche da ist das wahre tägliche Brot des Lebens

01. O heiliger, liebvollster Vater! sieh', so wir gar täglich von Dir da empfangen des ewigen Lebens unschätzbarstes heiliges Brod in so reicher Fülle; wie sollen, wie können wir danken dafür, o Du heiliger Vater, wir armen, wir finsteren Sünder?

02. Die Gabe ist groß, ist wunderbar mächtig, und überaus kräftig, ist heilig und voll der Lieb' und des heiligsten Lichtes, und also auch voll alles Lebens aus Dir; o Du heiliger liebvollster Vater, wie können, wie sollen Dir danken dafür, wir armen, wir elenden Sünder?

03. Denn trotz daß wir auch schon so viel von Dir haben empfangen, so sind aber unsere Herzen doch immer noch finster und neidisch, und voll des Mißtrauens geg'n Dich und Dein Wort, und geg'n unsre oft nächsten und treuesten Brüder, und das All's - aus Furcht vor der Welt.

04. O Du heiligster Vater, wie sollen, wie können wir danken Dir wahrhaft dafür, daß so gnädig uns Allen Du bist, da doch unsere Herzen so weltlich unlauter noch sind, und so voll alles weltlichen Sinnes und Treibens?

04. Mit solchen zertragenen Herzen, voll noch so manchen Unrathes der Welt, sieh', o heiliger Vater, ist's schwer Dir zu danken im Geiste der innern lebendigen Wahrheit, da eben dadurch auch unsern Herzen zum würdigen Danke die Hauptsache fehlt, ja die erste Hauptsache: die Demuth, ohne welche ein Gräuel von unseren Herzen der Dank ist vor Dir, o Du heiliger Vater.

05. Daher schaffe bald, ja recht bald, ja sogleich unsere sündigen Herzen neu um, und befreie dieselben doch einmal ganz völlig von all' dem uralten Unrathe der todtvollsten Welt, daß wir dadurch doch einmal im Stande da wären, in diesem noch irdischen Leben mit reineren Herzen und reineren Sinnen zu danken Dir, heiliger Vater, für solche unendliche heilige Gaben, die wir jetzt noch gar so unwürdig von Dir in so reichstem Maße empfangen.

06. Denn wer kann Dir danken im Tode, und wer in der Hölle Dich loben und preisen? So aber da unsere Herzen erfüllt noch sind von so manchem Unrathe der todtvollsten Welt, und dadurch auch noch voll von der Hölle, die da ist als mächtig noch herrschende Selbstsucht in uns; o Du heiliger Vater, da sind wir im Tode ja noch, und gefangen gehalten von gar vielen Schlingen der Hölle. Wie wär' es wohl möglich, da würdig und recht lebendig zu danken Dir, heiligem Vater, für solche hochheilige Gaben?

08. Wie kann der Unheil'ge dem Heil'gen für's Heilige danken? und wie der Unreine, der finstere Sünder der Erde Dich, ewige Liebe und reinstes Licht, denn wohl loben und preisen, und rühmen mit seiner unlautersten Stimme?

09. Denn loben und ehren, und preisen und rühmen, heißt würdevollst zieren Dein göttliches Wesen auf Erden, also wie im Himmel Dasselbe von allen den Engeln und reinesten Geistern gezieret stets wird; o wie können wir Solches da thun, wie Dich zieren und schmücken in aller der Nacht unserer Sünden?

10. Daher, o Du liebvollster Vater! umstalte ja bald, ja recht bald, ja sogleich unsere Herzen! und mache sie frei einmal vollends von all' dem uralten Unrathe der todtvollsten Welt, daß wir einmal dadurch doch im Stande da wären, in diesem noch irdischen Leben mit reineren Herzen und Sinnen Dir heiligem Vater für solche unendliche heilige Gabe zu danken, die wir jetzt noch gar so unwürdig von Dir, o Du heiliger Vater, so ernstlichst empfangen.

11. Für jetzt aber, heiligster Vater, da wir doch noch all'samt gar zu unwürdig da stehen, um Dir einen reineren und für die heilige Gabe mehr würdigen Dank darzubringen, nimm gnädig dieß reu'ge Bekenntniß und unsere Ohnmacht so auf, als ob Solches da wär von uns Sündern ein Dank für die heilige Gabe, wie er nur von reineren Wesen Dich preisend und lobend stets dargebracht wird!? Kann ich loben und preisen auch nicht nach Gebühr Dich, o heiliger Vater, so laß Dich doch liebend umfassen, aus all meinen Kräften, von mir armen Sünder, Du heiliger liebvollster Vater! Dein heiliger Wille geschehe stets. Amen.

8. Psalm. Vorzutragen dem Herrn um Heilung der leiblichen Krankheiten

01. O Herr, Du bist gütig und voll der Geduld, und voll der Liebe und Gnad' und Erbarmung: so sehe denn mild auf mich leidendes und im Staube der Erde gar krankhaft und schmerzlich hin und her wälzendes Würmchen, von Deinem erhebensten göttlichen Throne herab.

02. Sieh, es quält mich gar ärglich ein lästiges Uebel, und macht unbehilflich und gänzlich unfähig den Leib, diese ohnehin lästige Hülle des Geistes, darum ich nichts thun und nichts wirken da kann, was zum ewigen Leben und Heile mir nützend da wäre.

03. Schon fängt mich an alle Geduld zu verlassen, da Du, lieber Vater, mich Leidenden nicht zu erhören nun scheinest, da ich Dich aus meinen alltiefesten Nöthen anrufe.

04. O zaudre nicht, zaudre nicht, liebvollster, heiliger Vater, und helfe mir armen, mir schwachen, mir leidenden Sünder, denn sonst geh' ich wahrlich zu Grunde, am Geist und an meiner mitleidenden Seele, so Du mir nicht ehestens hilfst aus der Trübsal des Leibes.

05. Ich war wohl selbst Schuld, und hab selbst mir das Uebel des Leib's zugezogen, darum ich nicht lebte der heiligen Ordnung gemäß, die Du liebevollster Vater als einzige Richtschnur für's Leben des Geist's wie des Leibes so treu uns dereinst hast gegeben durch Moses am heiligen Sinai.

06. Ja, hochgefehlt war's von mir; doch nun kann ich's nicht anders mehr machen, nicht ungeschehen mehr die gar thöricht verübeten Thaten, nicht nehmen von mir nun die brennende tödtende Sünde. Darum denn erbarme Dich meiner, Du liebvollster Vater, und nehme die Sünde von mir, und mach' wieder mich leben für bessere That; ja für Liebe und Ordnung, ertheil' die Gesundheit des Leibes mir kranken, mir schmachtenden, leidendem Wurm im Staube vor Dir! -

07. O Gesundheit, du einzig nur reinste Quelle der Freuden des Lebens, wann wirst du denn wieder ganz eigen mir werden? Wann wirst du balsamischer goldener Tropfen entträufen der heiligen Gnade des himmlischen Vaters, und Heilung und Stärkung mir bringen in dieß mein zerrissenes Leben der Welt?

08. Ach, du säumest, du himmlische Wolke, magst nimmer mir bringen von heiligen Winden getragen den stärkenden heiligen, heilenden Tropfen des Balsams der Gnade von Oben, vom heiligen Vater?

09. O Schmerz, o du doppelter Schmerz, weiche, weiche von mir, und nicht quäle mich Armen so lang und so stark, und gieb Raum mir zu beten und zu bitten um Lind'rung von Oben, vom heiligen, liebvollsten Vater, damit ich erstarke im Glauben, daß Er nur, der heilige Vater, gar sicher bald helfen wird aus der Qual und der Angst, die ich leide in diesem zerrissenen Leibe?

10. O Vater, Du heiliger, liebvollster Vater, erhöre, erhöre doch einmal mein ängstliches Flehen, und mache mich wieder gesund; denn ich kann ja nicht lieben, nicht loben und preisen Dich, heiliger Vater, nach Würde und Recht und Gebühr in dem kranken zerrissenen Leibe.

11. O Jesus, du mächtigster Name, Du hast ja die Todten dem Grabe entsteigen gemacht; o so sprich denn zu mir auch ein mächtiges Wort, und ich werde ganz sicher genesen von allem dem Uebel des Leib's, wie der Seel' und des Geistes, durch Dein allerbarmendes mächtiges Wort?

12. Doch sollt ich wohl nicht würdig mehr sein Deiner heiligen Gnade, nicht werth mehr der göttlichen Hilfe aus Dir, o so sei doch bedacht meiner sündigen Seele, und meines stark schwankenden Geistes, und gieb mir Geduld in der Tragung des Kreuzes, das Du mir zur Tilgung meiner Sünden hast mild auferlegt, und so denn geschehe Dein heiliger Wille, o Jesus, Dein heiliger Wille stets. Amen.

9. Psalm. Zu singen dem Herrn im Herzen nach einer genossenen Freude des Lebens

01. O Gott, Du allmächtiger, heiliger, liebvollster Vater! Wie gnädig und wie voll der Erbarmung bist Du, und gut selbst dem thörichten Sünder.

02. In aller der Mitte des sündigen weltlichen Treibens läßt Du uns erleben so manche gar herrliche Freuden, damit auch der thörichte Sünder erfahren es soll und fühlen ganz tief in dem Herzen, wie gut und wie liebvollst Du bist.

03. Aber, - wo ist derjenige sündige Schmecker der Freuden des Lebens, der nach genossener Freude des Lebens Dir heiligem, Dir liebvollstem Geber gebührend darbrächte ein ziemendes Lob?

04. O Menschen, o Menschen, wie könnt ihr inmitten erhebender Freuden des heiligen Gebers vergessen?

05. Wenn hehr und erhaben, und freundlichst dich liebend zur Seite dir wandelt ein gastlicher Freund, eine muntere Schwester, voll Anmuth und Freude, wenn du dich da freuest am lieblichen Wege, und dich dann erquickest am gastlichen Tische des Freundes, und saugest tief atmend in mächtigen Zügen die würzende Liebe der lieblichen Schwester in dein wonniges Herz.

06. Höre Bruder! wie ist es wohl möglich, daß du nach so wonnigst genossener Freude des Lebens, des heiligen freundschaftlichsten Gebers solch himmlischer Gaben, vergessen je kannst?

07. O du theurer Bruder, bedenke, bedenke, daß solch erhebende Freuden des Lebens die magere Erde nicht beut, wohl aber ein liebvollster, heiligster Vater sie haucht gar freundlichst in unsere sündigen Herzen sogar, und mach fähig dieselben für höh're Genüsse des Lebens.

08. Wenn Solches zu leugnen du nimmer vermagst, wenn dir jede vor Freude und Wonne erbebende Fiber des Lebens es sagt:

09. Ein Gott, ein allmächtiger, heiliger Vater, läßt wehen aus allen den Sternen, aus allen den lichtvollen Räumen, aus allen den Sonnen, und allen den Zonen der Erde gar freundliche Lüfte, um dich zu erquicken und fähig zu machen für stets nur noch höhere Freuden dein sonst stumpfsinniges Leben, dein starres unbeugsames Herz, -

10. O dann falle zur Erde du nieder, und sage im Herzen: Du heiliger, liebvollster Vater! Mich Sünder vor Dir und der Erde, hast Du nun getränket mit himmlischer Freude.

11. Mit Wonne der Engel des Himmels hast Du nun erfüllt mein Herz; alle Sterne der Himmel erglühten in hellerem Lichte, die Lüfte der Erde umwehten harmonisch mein heitres Gesicht.

12. Aus den Augen der lieblichen Schwester hast Du mich, gar ärmlichen Sünder, von ihrem Schutzgeiste so mild und sanft anschauen lassen; wie strahlt aus denselben so sehr ein unsterblicher Geist, voll der süßesten wonnigsten Liebe.

13. Und wie gar so gut hast Du heiliger Vater das Herz eines freundlichen Bruders gestimmt. Wie war er bemüht, die Engel des Himmels nachahmend, mit Allem zu dienen mir ärmlichen Sünder, womit er nur immer die Freude des Lebens erhöhen mir konnte.

14. O Vater, dieß All's, und noch unnennbar And'res, hast Du mir, dem Sünder, so sehr und so wonnig bereitet.

15. So nimm denn auch gnädigst von mir armen Sünder vor Dir, meinen werthlosen Dank also an, vor Dir für so herrliche Gaben, als doch irgend etwas; und laß allzeit mich loben und preisen, Dich heiligen Vater, Dich liebvollsten Geber allein. Dir sei Dank und die Ehre, der Ruhm und die Liebe von mir armen Sünder dafür ewig. Amen.

10. Psalm. Zu singen dem Herrn an einem trüben Tage

01. Wie trüb da auch möchte ein Tag sich gestalten vom frühesten Morgen bis hin in den spätesten Abend; ein Bild, ja ein herrlichstes Bild bleibt er dennoch für ein Dich nur liebendes Herz, o Du heiliger Vater.

02. Was kann uns wohl treuer die jetzige arge und trugvollste Zeit vor die sinnlichen Augen darstellen, als eben ein so recht trübester Tag, da das herrliche Licht aus der Sonne nur mühsam und endlos gebrochen und gänzlich zerrissen sich durch all die Massen und Massen und Schichten und Schichten zerarbeiten muß, um den Boden der treulosen Erde doch einigen wenigen Trost zu gewähren.

03. Wer kennt nicht die endlosen Massen und Schichten von Wolken fürs Herz, für den Geist, und fürs geistige Leben, die jetzt allenthalben die Himmel lebendigen Glaubes gar dichtest umtrüben?

04. Darum bist du trübester Tag mir willkommen, willkommen, ein gastlicher Freund; denn du predigst ganz furchtlos und ohne Rücksichten die reinste Wahrheit den Kleinen und Großen grell unter die Augen, damit sie erschauen doch sollen, wie jetzt ihre Herzen beschaffen wohl sind. -

05. Aber so wir uns wollen beleuchten, und zeigen einander, wie es um die Lieb und den Glauben nun steht, da traut sich Keiner ganz voll mit der reinsten Wahrheit heraus; denn er muß ja stets Rücksichten nehmen und allzeit bedenken, mit Wem er da spricht.

06. O ihr Zeiten, ihr Zeiten, wie schwer ist mit euch nun streiten! Die Brüder erkennen einander nicht mehr, und will Keiner den Anderen hören, indem sich da Jeder mehr dünket, als da ist sein Bruder, und traut auch Keiner dem Andern. Und möcht auch der Weis're dem weniger Weisen was künden, so muß er dabei stets auf tausend Rücksichten wohl achten; sonst hat er im Bruder den Richter gefunden.

07. Und ist Solches geschehn, dann wehe dem armen, dem weiseren Bruder; denn dann wird auch er rücksichtslos zu gesetzlichen Strafen verdammet, entweder mit drohenden Worten, ja nicht selten gar in der That.

08. Für die schmeichelnden Lügen, für diese nur werden stets reichliche Prämien ertheilt; aber für eine reineste Wahrheit will Niemand den schnödesten Heller bezahlen.

09. Darum bist, o trübester Tag, mir so theuer, indem du ganz ohne Rücksichten die reineste Wahrheit verkündest und zeigest im klarsten Spiegel, der da ist gebildet aus den Massen und Massen von dichtesten Wolken, dem weiseren Auge zum wenigsten, wie da beschaffen nun ist all die trugvollste Welt.

10. O Du heiliger liebvollster Vater! wie soll ich Dir danken für solche erhabenste Gnade, daß Du mich erkennen hast lassen so einen getreuen Profeten, in diesem unfreundlichst mir scheinenden Tage?! -

11. Nun werd ich wohl keinen der düsteren Tage unfreundlich mehr nennen; denn sie sind ja Boten von Dir, und verkünden mit deutlich vernehmbarer Stimme der sündvollsten Erde, was sie für Geschlechter wohl trägt, wie da gar so Viele dem trübesten Tage hier gleichen, und Manche die Sonne des Lebens wohl suchen, doch sie sind stets außer dem Stande, zufolge der Trübe den Standpunkt derselben zu finden.

12. Obschon aber wir durch ein inneres Licht es wohl sehen, wie es um die Menschheit der Erde nun steht, so ist dennoch ein solch ermahnender Bote uns allzeit willkommen; denn er sagt ja in einer Sekunde uns mehr, als wir mühsam in vielen den säumenden Stunden uns kärglich zu zeigen vermögen.

13. So nimm denn, o heiligster Vater, dafür auch den innigsten Dank. Denn Du bist ja stets allzeit die reinste Liebe, und Alles, was Du uns da spendest, ist gut; also auch so ein düster umtrübeter Tag. O, laß öfter der Erde solch Tage nur werden; sie sind ja gar treuliche Hüter und Lehrer der Menschen, die nichts denn die Welt nur schön finden. - Dir dank ich, o heiligster Vater, darum für den düsteren Tag auch. Amen, Amen.

11. Psalm. Zu singen dem Herrn in der Armut des Geistes

01. Umdüstert und schwach liegt darnieder mein Geist, und die Seele, ein körperlich Kleid für den ewigen Geist, ist zerrissen von elenden nichtigen Sorgen der Welt.

02. O wir dürftig und schwach ist der ewige Geist doch in mir! Er, der ewig soll leben, ist krank, ja sehr krank, da das Fleisch ihm die Seele, sein Kleid hat entrissen, und hat ihm dadurch auch entrissen die nöthigste Kost, ja die dürftigste Nahrung zum ewigen Leben, die Liebe zu Gott, ja die Liebe zum heiligsten Vater im Himmel.

03. O welch eine schreckliche Armuth! Der Geist, der unsterbliche Geist, als die Quelle der Liebe, das Ebenmaß Gottes in mir ist versiechet, ist nahe ganz leblos geworden. Wie groß ist die Armuth in mir.

04. Denn ich höre die Worte, lebendige Worte des ewigen Lebens nicht mehr; wie ein äußerer sinnloser Schall sie nun gleiten an meinen von weltlichen Dingen betäubeten Ohren vorüber. Harmonische Töne, die einst mein Auge mit Thränen anfüllten, und machten vor Freuden das Herz in dem Leibe mir hüpfen, die gehn wie ein Alltagsgeplärr an mir Stumpfen vorüber.

05. Die Thräne der Armuth, die heiße, die brennende Thräne des leidenden flehenden Bruders, dieß Heiligthum Gottes im Auge des Bruders, - es rührt mich nicht mehr; nur mit kaltem, gefühllosem Herzen geb ich ihm im äußersten Fall eine kargst ausgemessene Gabe.

06. Auch lässet mich gänzlich gefühllos und stumpf ein gar redlich mir bessere Liebe zuwinkendes Auge, von einer, wenn auch noch so lieblichen Schwester! Denn meine Empfindung ist todt, ja ganz todt ist die innerste Faser des Herzens geworden in mir.

07. Und die zahllosen Wunder an jeglichem Tage aus Dir, lieber heiliger Vater, die gehen gar sehr unbeachtet vor meinem erblindeten Geiste vorüber; der herrlichste Aufgang der Sonne ist mir gleich der wandernden Nacht.

08. Selbst das schreckliche Rauschen und Toben des Todes, das tägliche Sterben der Brüder, das jammernde Todtengeläute, die klagenden Lieder am Sarge und Grabe getödteter Brüder und Schwestern sind mir zum alltäglichen ganz unbeachteten Schauspiel geworden, das weder den Beifall, noch einen gegründeten Tadel von meinem verarmten Geiste verdient.

09. O du schreckliche Größe der Armuth des Geistes in mir; wann, o wann werd ich deiner los werden, und wann wieder leben ein reichliches Leben der Liebe in mir?

10. O mein Jesus! Du ewig allmächtiger Meister des Lebens, Du heiliger, liebvollster Vater! erbarme doch einmal Dich meiner, und wecke in Liebe, in mir den zum Tode sich neigenden Geist, damit wieder ich fühlen doch möchte ein reichlicher werdendes Leben in mir.

11. O mein Jesus, mein heiliger Vater! erwecke doch einmal zum völligen Leben den ganz in die größeste Armuth und Schwäche versunkenen Geist, - und laß finden Dich einmal von mir, o Du heiliger Vater!

12. Denn in solcher Armuth ists wohl nimmer möglich zu Dir sich zu heben, und geben alleinig Dir Ehre und Preis, denn der stumme, beinahe ertödtete Geist ist deß gänzlich unfähig; darum denn umstalte mein schmutziges Herz! und auch wolle gedenken des täglichen Brodes zum ewigen Leben, so werd ich bald wieder erstehen mit gänzlich erneuten Kräften, um Dich, heiliger Vater, zu loben und zu preisen mit einer unsterblichen Zunge im Munde des wiedergeborenen Geistes. Dein heiliger Wille geschehe stets ewiglich. Amen.

12. Psalm. Dem Herrn zu singen, so Babels Umtriebe den freien Geist bedräuen

01. O Herr! sieh doch einmal herab in das finstere trugvollste Treiben und Schreien und Fluchen der Menschen, sieh an, wie die Knechte und Diener des Baal sich gar emsigst bemühen, zu schlagen und brennen die Menschheit, die arme, die schwache mit eiserner Nacht.

02. O sieh Vater, Du ewige endlose Lieb und Erbarmung, Dein Name, Dein heiligster Name wird ärglichst mit Füßen getreten; es werden gar schalste Gebete verkauft, und für kränkliche Hunde wird Opfer verrichtet um schnödesten Sold!

03. O Du heiligster Vater! kannst Solches Du länger noch duldig ansehen? Elias, der große Profet, mußte schlachten dereinst all die finsteren frevelnden Diener und Priester des Baal, und jetzt läßt Du sie treiben gar frei all den Frevel, den einstens die große Stadt Babel hat ärglichst getrieben.

04. Warum, ach warum muß denn Solches geschehen? Hast Du denn für Trug und für Bosheit der Menschen geg'n Menschen die Menschheit auf diese gar finstere Erde gesetzt? Soll'n Brüder die Brüder betrügen, verdammen und fluchen? Ist das denn die Liebe des Nächsten, des Bruders zum Bruder, daß so ein Baalsdiener die ihm nicht nachfolgenden Brüder verdammen gar solle zum ewigen Tode der Hölle?!

05. Nein, nein, das kannst nimmer Du wollen, Du ewiger heiliger Vater! Dafür hast Du, ewige Liebe, am Kreuz nicht geblutet, und hast nicht für jene noch sterbend um Gnad und Verzeihung gebeten die Allmacht der Gottheit in Dir, daß da jetzt so ein geistlich sein wollender Bruder in Deinem allerheiligsten Namen die Brüder zu tausend in Schaaren zum ewigen Tode der Hölle verdammen gar solle.

06. Und einzig darum nur verdammen, weil man ihm allein nicht die göttliche Ehr' will bezeugen dadurch, daß ohn' Zweifel man glaube, was er aus den Truges allfinsternster Kammer zum eigenen weltlichen Besten zu glauben und handeln gebietet.

07. O Vater! Du heiliger Vater, mach einmal ein Ende dem lange, gar lange schon waltenden Truge der Brüder geg'n Brüder. Laß einmal doch tätigst mit Liebe durchwehen den Geist; Deinen heiligen Geist laß erkennen den finsteren Brüdern, daß sie auch erschauen da möchten, daß Du nicht zu tödlichen Richtern sie habest berufen, wohl aber zu liebsanften Führern der Brüder zu Dir, lieber Vater!

08. O laß nicht vergeblich mich rufen und schreien zu Dir, lieber heiliger Vater! erleucht' und erwärme doch einmal die Herzen der Brüder geg'n Brüder, zerstöre vom Grunde diejenigen Sitze und Stühle, auf denen die Brüder die Brüder zum Tode der Hölle verdammet gar haben;

09. Und laß nun dafür Deine ewige Lieb' und Erbarmung zur ewigen Richterin werden in jeglichem Herzen, was immer für Menschen und Bruders.

10. O laß die emsigen Diener des Baal zu eben so emsigen Dienern der Liebe erstehen, und nehme die gräuliche Decke des finstersten Selbsttrugs von allen den Augen der Diener des Baal, laß einmal sie schauen das heilige, freieste Licht Deiner göttlichen Liebe und Milde und Gnad und Erbarmung, damit sie doch einmal zu fluchen möchten aufhören, um dafür zu segnen gar alle die Menschen und Brüder auf Erden.

11. Erhöre, o liebvollster Vater, doch einmal mein Rufen und Schreien, und mache uns frei von den lang schon anhaltenden Banden der Hölle auf Erden! Dein heiliger Wille stets nur geschehe.

Amen.

13. Psalm. Zu singen dem Herrn am Abende des Tages

01. Gesunken, gesunken hinab ist die herrliche Sonne, hinab in das Meer; unter alle die tückischen Wogen und Wirbel verbarg sich die leuchtende Mutter des Tages.

02. Die sorgsame Träg'rin so vieler Kinder, sie segnet, wenn auch schon verborgen, noch lange, nachdem sie gesunken hinab in schaurige Tiefen, die losesten Kinder der finsteren Erde durch ihre gar herrlichen Strahlen der Dämmerung des Abends.

03. Gar lange noch währet der Segen der Mutter des Tages, und friedliche Wölkchen am golden bestrahlten Abende spenden ergötzlich so manchmal noch reichliche Gaben des leuchtenden Segens der herrlichen Mutter herab in die finsteren Thäler der Erde.

04. Nur wenige Kinder der Erde es merken und achten, wie Solches geschieht, wie der heilige Vater voll Liebe so schön und so gut hat erschaffen die Dinge, damit sie da, neben dem Nutzen, die Menschen erquicken und segnen auch sollen.

05. Wer achten nur möchte des strahlenden Segens der untergegangenen Sonne, der herrlichen Glorie des Abends, wie möchte erfüllt da werden sein Herz mit der süßesten Wonne der Himmel; mit heiliger Liebe zu Gott würd' erfüllt da werden sein Herz. - Aber Niemand will achten der heiligen Ordnung des heiligen liebvollsten Vaters und Retters der Menschheit.

06. Gesunken, gesunken darum ist die Sonne des Lebens hinab in die schaurigen Tiefen der Meere, der tückischen Wogen und Wirbel und Strudel der finsteren Zeiten; denn Niemand mehr will achten vor lauter bloß weltlichen Sorgen, was da die heiligen Strahlen, die letzten der untergegangenen Sonne des Lebens noch bieten.

07. Darum hört es Brüder und Schwestern! die ihr noch die Strahlen, die letzten des Abends in euerem Herzen bemerkt, erinnert euch Alle des heiligen Abends, an welchem der Vater mit denen zwei Brüdern gen Emaus gewandelt, und hat sie da endlich gesegnet, nachdem Er das Brod hat gebrochen.

08. O denkt, o denkt, ihr Brüder und Schwestern an jedem der Abende, denkt an diesen so heiligen Abend, und rufet mit denen zwei trauernden Pilgern nach Emaus: O bleibe, o bleibe bei uns, Du heiliger Vater! Denn siehe, es ist da gar sehr in unserem Herzen schon Abend geworden.

09. Und dann wird der heilige Vater euch segnen und sagen: "O Kindlein, seid ruhig und fürchtet euch nicht; denn Ich bleibe bei euch ja bis an's Ende der Welt." Und wann Solches wird kommen, der letzte der Tage des irdischen Lebens, dann wird euch der heilige Vater erwecken zum ewigen Leben in Ihm.

10. O, so achtet denn, Brüder und Schwestern, des Abends, ja achten wir Alle des herrlichsten Bildes der untergegangenen Sonne, damit uns dereinst im Schooße des heiligen Vaters im Himmel ein neuer, ein ewiger Morgen des ewigen Lebens ja möchte erstehen. O heiliger Vater, es werde geheiligt Dein Name; Dein heiliger Wille, Dein heiliger Wille geschehe stets. Amen.

14. Psalm. Zu singen dem Herrn bei der Betrachtung der stets mehr und mehr hereinbrechenden wogenden Flut der Sünde, der Nacht und alles scheußlichen Truges in ihr

(Nach dem 93. Psalm, 4. V. Davids.)

01. Die Wogen des Wassers im Meere sind groß und gar gräulich, sie brausen; der Herr doch ist größer noch dort in der Höhe!

02. Es sausen und toben die mächtigen Stürme ganz nah' schon an meinem vergeistigten Ohre vorüber; doch näher dem Ohre denn all' die nächtlichen Stürme ertönt die Posaune der Himmel, die helle, die klare, zu künden der Erde des Menschen den wahren, den ewigen Frieden.

03. Die Staaten, die Völker, die Mächte der Erde, sie schreien und schreiben und rechnen gar mächtig, es beben die Berge schon hie und da stark vor gar ängstlicher Furcht der Erwartung der Dinge, die ehestens kommen da sollen; -

04. Doch schreiet und schreibt und rechnet da Oben noch Einer, der mächtiger ist als die Staaten, die Völker und alle die Mächte der Erde: die Zeit ist verronnen, Ich komme, ein mächtiger Richter, dir schmutzige, finsterste Erde zu geben den Lohn in dem Pfuhle, und all' deinen mächtigen Kindern mit dir.

05. O, die Stimme ist kräftiger, stärker und mächt'ger, als all' das weltliche Toben und Sausen und Brausen, und Schreien und Schreiben und Rechnen und Treiben der Meere, der Stürme, der Staaten, der Völker und aller der trotzigen Mächt'gen der Erde!

06. O, reiß' und zerstör' nur du tückischer, mächtig herwogender Strom deine Ufer, vernichte die göttlichen Saaten am Acker des Wortes aus Gott in den wenigen Herzen der Menschen. O werde zum Meere, ersäufe die Berge, und treibe dann hoch über alle die himmlischen Wolken hin deine all's Leben erstickenden tobenden Wogen.

07. Doch nimmer wirst du die herrlichen Sterne erreichen, deren endloses Feuer dort lodert im ewigen endlosen Raume, treu harrend des leisesten Winkes des Einen dort Oben, um dann wie ein schnellster Gedanke zu stürzen herab auf dich scheußlichste Wohnung der Greuel in einem Momente, und schneller, als da sich verzehrt ein Tropfen am glühenden Eisen, dich machen für ewig zunichte.

08. O Menschen, o Brüder, wie könnt ihr der Lüge, der Hure, die euch gar so oft hat geblendet und ärglichst betrogen, noch trauen und glauben?

09. Wie könnt ihr dem krassesten Tollsinn den Stempel der göttlichen Wahrheit aufdrücken? - O merkt doch und achtet des Sinnens und Treibens der Hure, die nächtlich die Gassen und Straßen der Erde beschleichet, damit sie noch Jemanden fange, der dann mit ihr buhle, und endlich d'rauf zahle für die mit ihm scheußlich gepflogene ewige Schande.

10. O merkt und achtet es doch! - und ihr müßt es ja leichtlich im schnellsten Momente erschauen, weß Geistes die Lehre voll ist, die das Göttliche, Heil'ge und Wahre und Gute aus schändlichster Herrsch- und Habsucht tiefst herab in den finstersten schlammigsten Grund frechst und gräuelhaft'st zieht, und schändlichst die Höll' für den Himmel verkaufet.

11. O Herr! Du allmächtiger Freund edler Geister und Menschen, verwehe, verwehe doch einmal die argen Betrüger und Tödter der Menschheit auf Erden!

12. Laß nimmer gefangen uns werden vom Drachen der Hölle, ersticke ihn eh'stens im Pfuhle des Todes, damit er nicht mehr noch uns quäle, und weiter und länger noch fange mit höllischer Klaue die Kinder der Erde. O Vater, Du liebvollster, heiliger Vater, erhöre doch einmal dieß Jammergeschrei und laß nimmer umsonst zu Dir rufen: O Vater! führ' nicht in Versuchung uns mehr, sondern mache uns einmal doch rein von dem größesten Uebel! Dein heiliger Wille geschehe stets ewiglich. Amen.

15. Psalm. Zu singen dem Herrn am Tage der Heimsuchung

01. O Herr! wie Du mir hast gegeben ganz sonders beschaffen mein Wesen, so lehrest und ziehest und leitest Du mich auch, nach Deinem allheiligsten weisesten Willen, zu wandeln den Weg der Gerechten.

02. Wie köstlich und löblich zu wandeln ist doch solch' ein Weg, den Du Vater, Du heiligster Vater, als Schöpfer und Herr alles Lebens, uns Deinen Geschöpfen Selbst weisest, auf daß wir auf solch' einem Wege voll göttlichen Lichtes und Lebens als schwache Geschöpfe das ewige Leben voll freiester Kraft möchten seligst erlangen aus Dir, o Du heiligster Vater.

03. Doch wie Du, o heiligster Vater und Schöpfer der Engel und Menschen, hier über die zeitliche wandelnde Erde so zahllos verschiedene Blumen und Gräser und Bäume und Sträucher hast weisest geschaffen, da keines dem andern da gleicht an Farbe, Gestalt und Geruch und Geschmack, und doch Jegliches jenem hochheiligen Zwecke, den Du ihm gestellt, vollkommenst entspricht; -

04. O - so wirst Du auch, heiligster Vater! uns Menschen, die wir auf der schwebenden schwankenden Erde, vom Tode zum Tode als Deine Erlösten, hier trauernd und hoffend fortwandeln, den einstigen ewigen heiligen Zweck, den Du Selbst uns gesetzt und gezeigt, uns treu helfend erreichen und finden wohl lassen.

05. Es gleicht, wie ich's sehe und allzeit erfahre, wohl freilich ein menschliches Leben dem anderen nicht; denn fast Jeder da handelt und wandelt, als hätt' er schier einen ganz eigenen Schöpfer und Gott, dessen innern heimlichen Winken zu folgen er scheint; -

06. Aber da ruft die Erde und all' ihre göttliche Schöpfung mir zu: "O du thörichter Forscher und Sucher in Dingen und Wegen, die Gott hat geordnet, bevor noch im endlosen Raume geleuchtet hat eine der zahllosen Sonnen, sieh', selbst auf dem einen und nämlichen Baume nicht ein Blatt dem andern gleicht in Fülle! - Wie willst du die freiest geschaffene Menschheit gemodelt wohl haben?" -

07. Wenn Solch's ich vernommen von aller der irdischen Schöpfung wie einen gar endlos vielstimmigen Chor zum erstaunlichsten Lobe des ewig fortschöpfenden Vaters, der heilig ist, zahllosmal heilig, da werd' ich voll seligster Freude und stimme, wie ein schon dem Grabe entstiegener seligster Geist, in den großen harmonischen Jubelakkord aller endlosen Schöpfung, und singe:

08. "O heiliger, ewig allweisester, liebvollster Vater! wie gut, ja wie überaus gut mußt Du sein, daß Du mir, dem noch sterblichen Wandler auf dieser vergänglichen Erde, so klärlich magst zeigen, wie endlos viel Wege voll Lichtes und ewiger Wahrheit geschaffen Du hat, daß auf denen wir hier als angehende Kinder und schwächliche Schüler des Lebens die Pfade zu Dir, o Du heiligster Vater, ja nimmer verfehlen wohl könnten.

09. "Dich loben die Engel, die Sonnen und Welten und alle die Kräfte der Himmel und Welten als ihren allmächtigsten, gütigsten, weisesten Schöpfer, denn Du bist ihr einiger Herr und ihr einiger Gott!

10. "O so laß denn Du heiligster Vater, auch mir, wenn schon nur als einen gar nichtigen Wurme im Staube vor Dir, Dich loben und preisen, wie Du mich geschaffen aus Deiner allheiligsten Ordnung zu Deinem unendlichen Lobe und Preise da hast."

11. Denn was kann ich, was soll ich Dir sonsten wohl geben, o Vater im Himmel, 's ist Alles ja Dein, was ich habe und bin; aber loben und preisen, o heiligster Vater, mit Handeln und Wandeln und Worten nach solcher gar heiligen Ordnung, die Du mir hast darum und so nur gegeben, das kann ich, das muß ich, - denn diese gar heilige Ordnung in mir ist ja eben die göttliche Freiheit des ewig unsterblichen Geistes, den Du mir aus Dir hast gegeben, daß demnach durch ihn ich in Dir kann erkennen den ewigen heiligen Vater.

12. Ich hab' Dich erkannt und gefunden, Du heiliger Vater, und habe erkannt und gefunden die heilige Ordnung der ewigen Liebe in meinem unsterblichen Geiste, den Du mir aus Dir hast gegeben, wie sonderlich er auch sein mag vor dem Geiste der andern Menschen und Brüder.

13. So will ich denn auch Dich, o heiliger Vater, wie ich Dich gefunden, auf dem mir beschiedenen Wege, im Geiste der Ordnung, die Du mir gegeben, stets loben und preisen. - Und o sei, o Vater, voll Güte und Liebe und Weisheit, im Geiste und Wahrheit gelobt und gepriesen Dein heiliger Name in Ewigkeit.

16. Psalm. Zu singen dem Herrn bei der Betrachtung der großen herrlichen Natur auf einem Berge, in der freien endlosen Raumhalle Gottes

01. Wie ein Würmchen vom Staube der Nichtigkeit prüfend erklimmet gar mühsamen zögernden Zuges den stachlichen Stamm einer Distel; so auch hab' gar mühsam erklommen ich sündiger Wand'rer den mächtigen Stamm und den Gipfel derjenigen großen Gewächse der Erde, die nicht wie eine Tag'sfliege von heute bis morgen nur währen, die tausend und tausend von Jahren getrotzet schon haben.

02. Der Mensch nennet da diese gar mächtigen Pflanzen der Erde wohl "Berge"; doch ich nenn' Das, was aus der Hand meines Gottes geflossen, nur Pflanze; denn wir, als die freiest belebten Wesen, sind selbst ja nichts anders, als Pflanzen und Reben im Weinberg des Herrn und im Acker, da Er hat gesät den Waizen in uns, als die Saat für das ewige Leben.

03. So sind denn auch Sonnen und Welten und Berge nur Pflanzen, zu deren Dasein Er den kräftigen Samen gestreu't hat durch alle die endlosen Räume;

04. Und hat auf die nämliche göttliche Art dann auch sicher gesorgt auf den reifer geword'nen Welten, und hat in die feurigen Tiefen der Erden zuerst wohl gelegt gar kräftigen Samen voll hebenden Feuers, aus dem dann in Zeiten und Zeiten der feurigsten Stürme die Berge dem qualmenden Boden der Erde entwuchsen.

05. Wohl mag es da Szenem beim Werden der Riesen auf dieser nun ruhiger werdenden Erde, die wir bewohnen, von nie zu beschreibender Weise gegeben ja haben, von denen der forschende Geist keinen Traum je gehabt.

06. Aber Größe, und so auch Nicht=Größe bei werdenden Szenen der Dinge nach unserem menschlichen Sinne, das Alles ist Eins in den Augen des großen Urhebers; denn Ihm ist es Eines zu schaffen den Samen für Sonnen und Welten, wie jenen, aus dem wir die Infusorien zu Dezillionen in einem Thautropfen entstehen erspähen.

07. Und so stehe ich denn dahier auf dem klüftigen Spitze so einer recht alten Weltpflanze, und führ' mir beim weiten Umblicke der vielen um mich herum bis auf den Aether aufragenden ersten Gewächse der Erde, ihr feuriges mächtiges Werden recht anschaulich vor meine Sinne.

08. Und wenn ich mich tiefer so in die urweltlichen Szenen des Werdens der großen Gewächse im Geist' hab verloren, und Alles so stille wird rings um mein lauschendes Ohr, o da sink' ich im Geiste zusammen, und bete:

09. "O Vater! - Du großer, Du heiliger Vater! geheiligt werde Dein heiliger Name; denn Du bist es ja, Der da diese so mächtigen Berge als erste Gewächse aus Deinem gar kräftigen Samen voll Feuers aus Deinem allmächtigen Willen dem bebend gehorchenden Boden der Erde entkeimen hast lassen.

11. "O leg' auch in dieß mein ohnmächtiges Wesen so einen gar kräftigen Samen voll Feuers von Deiner lebendigen ewigen Liebe, auf daß auch aus mir, wenn auch unter manch' tobenden Sturme, solch' feste und bleibende Früchte stets möchten erwachsen, wie diese, die ihre heiligen Spitzen zu Dir empor da strecken, als mächtige Zeugen von Deiner unendlichen Macht, Liebe, Weisheit und Stärke."

12. O Vater! wie herrlich und groß sind doch all' Deine Werke, wie groß ist die Lust jener Seele, die allzeit wohl achtet darauf; -

13. O - so laß mich denn allzeit d'rauf achten mit all' meinen Sinnen, denn es sind wohl werth Deine heiligen Werke, daß man sie zu jeder Zeit achtet, und lernt von Ihnen in wonnigster Freude, Dich heiligsten Vater, stets mehr und stets tiefer erkennen!

14. Dich loben die Engel, die Sonnen, die Welten, die Berge und alle Geschöpfe; so laß denn auch dieß mein gar geringstes Lob mit dem Lobe des Berges, auf dem ich nun betend stehe, zu Dir, o Du heiliger Vater aufsteigen; Dir einzig alleinig sei Lob, Ehr' und Preis ewig! Amen.

17. Psalm. Zu singen dem Herrn am Morgen des Tages

01. Die Sterne am Himmel noch feierlich glühen, der Abend umlagert noch ist mit dem nächtlichen Dunkel, umdüstert der Nord wie der Süden; doch so ich mein Auge dem Morgen zuwende, da hebt sich die sehnende Brust und die Lunge schöpft tiefere Züge aus der von dem Zeuger des kommenden Tages herwehenden Luft.

02. O, es wird mir so wohl und so leicht um das Herz, wenn das Auge die ersten, die zartesten Strahlen des werdenden Tages zu saugen beginnet.

03. Da denk' ich in solch' einer Stunde des frühesten Morgens: O Menschen, o Brüder, die da noch der leidige Bruder des Todes, der sündige Schlaf hält gefangen, ersteht, ersteht! zu schauen die heiligen Szenen des Morgens, wie Alles demselben zueilet, die Wölkchen, sie ziehen mit sichtbarer Freude dem herrlichen Morgen entgegen.

04. Die Vögel, die munteren Sänger, wie schwellen sie ihre befiederte Brust, zu begrüßen den werdenden kommenden Tag, und zu loben den heiligen Vater des Lichtes, Den sie zwar nicht kennen, also wie der Mensch; aber ihre geheiligte Ahnung läßt nimmer sie ruhen, sie fühlen die Liebe, die heil'ge des Schöpfers, und loben und preisen dieselbe durch ihre unnennbare Freude.

05. Die Blümchen der Gärten und Felder und Wiesen erstehen und streuen sehr duftend aus ihren allzartesten Kelchen in zahllosen klarsten Wölkchen die Opfer des Dankes und Lobes hinauf zu den Sternen, die da noch wie scheidende Freunde vom heller stets werdenden Himmel herab auf die Erde, sie segnend, noch hie und da blicken.

06. Der Mensch nur, der Mensch ja kann noch da schlafen, und träumen vom Tode, wo all' die zahllosen Schaaren mit wonn'erfülltesten Brüsten den kommenden Strömen des Lebens zueilen.

07. Die Wölkchen, die Blumen und zahllosen Heere von Thieren und Thierchen, die eilen erweckt vom ersten der Strahlen des goldenen Morgens, nicht wissend woher und wohin, um zu loben und preisen aus all' ihren Kräften den Schöpfer, den heiligen Vater, Den sie nur zu ahnen, doch nicht zu erkennen vermögen.

08. Die Menschen, die seienden Kinder des heiligen Vaters, begabt mit der höchsten der Gnaden des Lebens, begabt mit unsterblichem Geiste, die wollen den heiligen Vater nicht fröhlich erwarten am werdenden Tage, nicht loben und preisen den heiligen, liebvollsten Geber des ewigen Lebens.

09. O schämet euch Kinder; der Schlaf ist euch lieber, der Bruder des Todes, denn alle die nur gar zu herrlich vom Morgen her rauschenden Ströme des Lebens am werdenden Tage!

10. Erwachet, erwachet! o all' ihr Brüder, erwachet! und freu't euch des endlich doch einmal einbrechenden Morgens zu werdenden heiligen Tage, im Lichte der ewigen Sonne aus Gott! O nicht dreht euch mehr in dem Bette der Selbstsucht zum tödtlichen Schlafe; vernehmt das Rauschen der Ströme des Lebens vom goldenen Morgen! Der Vater, der heilige Vater Selbst kommt ja im sonnigen Kleide, in Wolken des Himmels, in heiligster Liebe zu uns! - So erwachet denn einmal doch, Brüder und Schwestern!

11. Hört, Brüder und Schwestern, es kommt ja der Vater, der heilige, liebvollste Vater kommt Selbst an diesem so lang' schon ersehneten Morgen zu uns; so erwacht denn, erwachet aus der langen, der tödtlichsten Nacht, und empfanget das ewige Leben am Morgen des werdenden heiligen Tages in Gott; sonst erreicht euch im Schlafe deß Bruder, der ewige Tod! O Du heiliger Vater, Du ewige Sonne des Lebens, erwecke, erwecke doch einmal die schlafenden Brüder, und laß sie schöpfen das Leben am heiligen Strome des ewigen Morgens der Liebe zu Dir, o Du heiliger Vater! Dein heiliger Wille geschehe!!!

18. Psalm. Zu singen dem Herrn zu jeder Zeit als Vater der Menschen

01. O heiliger Vater, in Jesu dem Herrn, und dem Schöpfer der Welten, der Sonnen, der Menschen und Engel, Dich lobt meine Seele, Dich liebt und preist mein Geist, und mein Herz ist voll heißester Sehnsucht zu Dir, o Du heiliger, liebvollster Vater!

02. Dich loben und preisen ja endlos und ewig unzählige Heere von Wesen, vom feurigsten Cherub herab bis zur nichtigen Milbe, der schon ein Moosblättchen zu einer Welt wird, ja zu einer gar wunderbarst größesten Welt.

03. O, so laß Dich denn, heiligster Vater, auch loben und preisen von mir, einem größesten Sünder vor Dir! O, ich weiß wohl und fühl' es nur gar zu lebendig, wie werthlos vor Dir, o Du heiliger Vater, ein schmutziger, todtvoller Sünder erscheint; doch ich kann mir nicht helfen, so Dich mein allsündigstes Herz will ergreifen, als wäre es sündlos vor Dir, o Du heiliger Vater; denn Du bis ja ewig die reineste Liebe gar Selbst!

04. O darum wirst Du sicher ja grädigst ansehen der Sünder tieftraurige Herzen, wenn solche sich kehren zu Dir durch die Liebe, und loben und preisen Dich, heiliger Vater, in aller Zernichtung und Demuth des Geistes!

05. O liebvollster Vater, sieh' grädigst auf uns arme Sünder herab, und erbarme Dich unser, nicht achte der Sünden, die wir schon begangen da haben in unserer Schwachheit; vergieb uns die Schulden, und nehme die Opfer aus unserem Herzen, laß loben und preisen Dich, heiliger Vater dafür!

06. Hör', o heiliger Vater! Ich hab' schon so manchmal gesündigt vor Dir, aber nie fühlt' ich stärker die Reue ob meiner begangenen Sünden, als eben zur Zeit, da vor Dir ich gesündigt habe.

07. O Vater! wie war denn wohl Solches doch möglich? Gerade so ich durch die Sünde von Dir gar treulos entfernet mich habe, da war auch mein Herz, wie sonst selten, von einer alltiefesten Reue ergriffen, und wollte nicht selten zerspringen aus Liebe zu Dir.

08. O des Wunders der Wunder! - Wie kann sich ein sündiges Herz Dir, o heiliger Vater, noch nahen; wie möchte ich Thränen der Reue und Liebe in meiner leibhaftigen Hölle doch weinen!

09. O horch! o horche mein sündiges Herz, eine heilige Stimme des Vaters, des heiligen, liebvollsten Vaters, die rufet zu Dir und in Dir, und die Worte, die heiligen, lauten also; denn also spricht nur Er, ja nur Er spricht also als die ewige reinste Liebe:

10. "O Kindlein! Ich suche nur, was da verloren, und helfe erstehen von Neuem Dem, der da gefallen; darum folgt der Sünde gar baldig die Reue und sehnende Liebe zur Mir!

11. "Aber Dem also Ich hab' geholfen, der soll dann fürder verbleiben also in der sehnenden Liebe zu Mir und - soll nimmer berücken sich lassen von einer werthlosesten Welt!

12. "Sonst könnt' es wohl einmal geschehen, daß er so tief fiele, ja tiefst in die Hölle des ewigen Todes, da nimmer dann möchte die Reue und sehnende Liebe, als Meine getreueste Hand, ihn erfassen und führen zurück in das ewige Leben in Mir! - Solches fasse, und lebe und handle darnach ewig! Amen."

19. Psalm. Zu singen ein Lob dem Herrn

01. Erwach'! erwache, mein immer noch schlafender Geist, ja nur eiligst, erwache; denn er ist gekommen, gekommen ein herrlicher Tag, ja gekommen der heilige Ruhtag des Herrn, des heiligen liebvollsten Vaters der Menschen.

02. Der heilige Tag ist noch immer derselbe, der siebente, den sich der Herr hat erkoren; die Menschen nur haben also wie sich selbst, also auch die Tage verkehrt.

03. Der heilige Tag ist der knechtlichen Arbeit verfallen, und jener der Tage, von Gott Selbst am meisten zur Arbeit auf Erden bestimmt, indem Er an selbem ersichtlicher Weise gar Selbst gearbeitet hat, ward zum Ruh'tag umstaltet.

04. Doch Dieß soll beirren wohl nimmer dich, meinen unsterblichen Geist; für dich soll die Ordnung die heil'ge, verbleiben also, wie der Herr sie gestellt hat von Ewigkeit her; denn der Herr ist nicht veränderlich, gleichwie die Menschen, Er weiß, warum Er die Tage von ewig also hat geordnet.

05. Und so denn erwache mein Geist zu dem süßen Geschäfte, in heiliger Ruhe den heiligen liebvollsten Vater zu loben und preisen aus all' deinen Kräften; denn Er ist so gut und so liebvollst erbarmend geg'n all' Seine Kinder. Darum soll gelobt und gepriesen Er werden von Dir, meinem Geiste.

06. Ich ärmliche Seele empfinde nun solches gar lieblich gemahnend, und rufe darum zum Erwachen dich, meinen unsterblichen Geist.

07. O mein innerstes Leben, du Liebe aus Gott, du erwachest in mir, o wie hell strahlt dein Auge voll Glorie hinaus in die endlosen Tiefen des ewigen Lebens! Ich bin nicht mehr ich, sondern Du bist nun Alles in mir, o so lobe denn du mit unsterblicher Zunge den heiligen Vater, Der uns hat geeint, und gegeben das ewige Leben in Ihm!

08. Ja, ich Geist bin erwacht: Dank dir, meine ingleichen unsterbliche Seele, darum du erweckt mich hat, zum Geschäfte des Lobens und Preisens am Tage der heiligen Ruhe, am ewigen heiligen Tage des Herrn; - ich will Ihn ja loben aus all' meinen Kräften, und immerdar lieben und preisen den heiligen Vater in dir, meine sorgliche Seel'!

09. O mein heiliger liebvollster Vater, Du ewiger Schöpfer der Welten, der Menschen, der Geister und Engel und aller der ewig endlosesten Himmel! Dich lobt und preist schon die Milbe, deren kümmerlich Leben Minuten nur zählt in seiner gar flüchtigen Dauer!

10. Dich lobt und preist das Würmchen im Staube, und zahllose Heere gar munterer Vöglein durchzucken die bläuliche Luft, Dir, o heiliger Vater, lobsingend!

11. Ja Alles, was athmet und lebt, bringt Dir, o Du heiliger, liebvollster Vater, in einer namlosesten Freude des göttlichen Lebens ein festliches Opfer gebührendsten Dankes in seiner Art dar.

12. Nur der Mensch, der unsterbliche Mensch kann da schlafen und ruhen, wo alle Geschöpfe wetteifern die Ersten zu sein, um zu loben Dich, gütigsten Geber lebendiger, süßester Speisen, Dich überall mächtigen Schöpfer, Dich ewig unendlichen Gott!

13. O so sei denn geliebt und gelobt und gepriesen von mir, dem unsterblichen Geiste, an diesem so heiligen Tage der Erde, am Tage der Ruhe, wie allzeit und ewig, darum Du, o heiliger Vater, so gut und so überaus gnädig mir bist!

14. O die allerhöchste Ehre sei Dir als dem Vater im Sohne und Deinem allerheiligsten Geiste, da Du mich erschaffen, erlöst und wieder zum ewigen Leben geheiliget hast, also gnädigst durch Deine unendliche Güte, Erbarmung und ewige Liebe; ja ewiger Dank und ein ewiges Lob sei Dir, heiliger Vater, dafür von mir sündigem Geiste! - Dein heiliger Wille geschehe stets ewiglich, Amen; geheiliget werde Dein Name in uns ewig. Amen.

20. Psalm. Zu singen dem Herrn am Schlusse des Jahres

01. Vollendet hat wieder die Erde gar eiligen Fluges den Lauf um die leuchtende Mutter der Tage.

02. Die Reise ist weit, und gar groß ist der mächtige Kreis, den die Erde, die kreisende Mutter so vieler Gestalten und Wesen, in dreihundert sechzig fünf Tagen durchwandert.

03. Wohl hätte der Mensch viele Tausend von Jahren zu steigen auch eiligsten Schrittes, bis er vollenden gar möchte einmal die alljährliche Reise der Erde;

04. Doch wie da auch immer die Dauer der Zeit solcher Reise beschaffen sein mag, und wie weit auch die kreisige Bahn sich dehne, so ist doch die Folge gewiß und gar sicher, daß nämlich auf jeglicher Bahn ist gesetzt ein endliches Ziel.

05. Also hat es gemacht aus gar weisesten Gründen der Herr, der allmächtige Schöpfer der Engel und Menschen, der Sonnen und Erden; sie kreisen und bahnen und wirken in ihren gegebenen Sfären; doch all' dem Kreisen und Bahnen und Wirken ist treulich und weislichst gesetzt ein Ziel, hier ein endlich's und Dort gar ein ew'ges.

06. Vom nichtigen Punkte beginnt die Erde die weithin gedehnte Bahn zu durchkreisen, und endet dieselbe am nämlichen Tage stets wieder.

07. Also auch der Mensch auf der Erde im Staube den Kreis seines Wirkens beginnt, und endet dann wieder im nichtigen Staube denselben. Die Welten und Sonnen vergehen, wenn ganz sie vollendet einst haben die weitesten Kreise im endlosen Raume und werden dann wieder atomischer nichtiger Hauch! Und die Menschen, die großen und stolzen, die werden zum Futter der Würmer, und diese dann endlich zur Nahung des nichtigen Staubes.

08. Und wer kann es leugnen, und sagen: Also ist es nicht! Denn es lehrt ja die stete Erfahrung, daß Alles dem nichtigen Punkt oder Staube entsteiget, und endlich stets wieder zu selbem rückkehrt.

09. Und doch mag der Mensch, der gar blinde Bewohner des Staubes, sich höchlichst erheben und thun, als ob er im ewigen Centrum der ewigen Allmacht und göttlichen Herrschaft sich befände.

10. Du armer Bewohner des Staubes, gedenk' doch am Schlusse der Bahn der Erde, am Schlusse des Jahres, wie All's mit der staubigen Welt seine endliche Bahn beschließt, und das auf dem Punkte des Nichts, da der herrlichst dir scheinende Flug war begonnen, so wirst du ersehen dein thörichtes Treiben und Jagen im Staube, als Staub nach dem Staube.

11. Wie thöricht wäre doch der, der im schwankenden Nachen noch möchte verweilen, so er in diesem ein Ufer erreichte, und möchte in selbem ein Walten anfangen, als wär' er ein mythischer Gott über Wogen und Fluthen.

12. Ist's anders mit dir, mein hochtrabender, mächtig dich dünkender Bruder? O siehe, mit nichten, du bist nur ein Thor und ärgerlichst blind, d'rum magst nicht erschauen die nackteste Wahrheit, und nimmer begreifen, daß diese sehr schwankende Welt ja doch nichts als ein ebenso schwankender Nachen nur ist; dieser Nachen kann tragen dich staubigen Bruder entweder an's Ufer des Lebens, und eben so gut an das staubige lockere Ufer des Todes, aus dem du nicht leichtlich erstehen mehr wirst.

13. O so mache denn einmal ein bleibendes Ende dem staubigen Jagen und Treiben; bedenke, daß Einer nur über dem Staube der Welten frei lebt und herrschet, und Dieser ließ staubig uns werden, damit wir die Ohnmacht des Staubes für's ewige Leben hier sollten verkosten, um dadurch stets mächtiger Ihm nachzustreben, und treten mit unseren Füßen den nichtigen Staub!

14. Und wann Solches du werdest erkennen, so wird dir der nichtige Wechsel der Zeiten kein Wechsel mehr sein; denn du wirst dann erhaben im Geist und der Wahrheit hoch über den dampfenden Trümmern der guten Zeiten dastehen und sagen: Ich habe im schwankenden Nachen das Ufer erreicht, das Ufer des Lebens, und habe gefunden den heiligen Vater voll Lieb' und Erbarmen. So strebet mir nach all' ihr Brüder; denn hehr ist zu wohnen im Schooße des Vaters!

21. Psalm. Zu singen dem Herrn in mannigfacher Drangsal

01. Es wogen und stürmen die Zeiten; und Brüder, die rüsten sich unter einander zum blutigen Kampfe.

02. Die Jungfrau ist treulosen Herzens geworden; nicht lieben, nur siegen will sie, und verachten dann alle die leicht zu besiegenden Herzen in weibisch gewordener männlicher Brust.

03. Und ist sie unter vielen den männlichen Schwänen doch irgend auf ein echt männliches Herz noch gerathen, das nicht wie ein Schilf sich vom trüglichen Blicke der Schlange im treulosen Herzen der Jungfrau berücken hat lassen;

04. Da weint sie bittere Thränen, nicht irgend aus Reue, sondern nur ob des mißlungenen Sieges, und daß ihre Macht sich nicht über all' männliche Herzen arg siegend erstrecket.

05. O Zeiten, o Menschen und Sitten! Das Weib will mit männlichen Herzen nur spielen.

06. Der Mann mit dem Weib' sich die sinnliche Zeit nur vertreiben; nur sich mag er lieben im Herzen des Weibes, und wühlen gleich Schweinen in ihrem zart wallenden Fleische.

07. Der Herrscher ist nicht mehr zur Leitung und Führung der Völker ein leuchtender Bruder den Brüdern; er ist nur ein Herr allen Brüdern, ein völlig allein nur Rechthaber;

08. Ein stolzer schwertmächtiger Herr ganz allein über Güter und Leben und Tod seiner schmachtenden Brüder.

09. Der reiche gesetzlich befugte Betrüger von vielen der Brüder genießt Ansehen, Lobpreisung und Ehre, und wird von dem Armen um nichtigen Sold noch auf den Händen getragen;

10. Der Arme hingegen wird allzeit vom Reichen mit höhnlichst verachtenden Blicken betrachtet, und als ein schmarotzig's Gesinde zur Thüre gewiesen. O heiliger Vater im Himmel, wie lang' wohl wird Solches noch währen?

11. Wann werden die Berge den Thälern wohl gleichen? Wann werden Kain und Abel sich küssen?

12. Wann wird wohl die Jungfrau zurückkehren zur einfachen heiligen Würde des Engels in Weibesgestaltung, um hehr zu beglücken das lange schon trauernde männliche Herz?

13. Und wann werden der Herrscher ruhmsücht'ge Begierden, der eiserne Druck ihrer Brüder, die Ketten der Sklaven und zahllose and're Tormente denn enden?

14. Wann wird der Thronsitzer ein Bruder den Brüdern doch werden? Wann wird er sie lehren und führen und leiten als so ein Erzengel durch weise Gesetze die Brüder zu Dir, o Du heiliger Vater von allen den Menschen auf Erden?

15. Und wann wird der Priester ablegen die schmähliche Maske voll ehrsüchtigen Scheines und Truges, und seinen Brüdern verkünden das reine lebendige Wort Deines heiligen Geistes, o Vater im Himmel?!

16. "So hör' denn du Geist, im lebendig noch pochenden Herzen! Ich will dir aus Meinem vollgöttlichen Munde nun künden die Antwort der Freude, des Trost's und der Wahrheit und Liebe aus allen den Himmeln.

17. "O sag' Mir, dem Vater der Engel im Himmel und Menschen auf Erden! Wann werden die Kindlein im Hause der Eltern zu zanken und hadern aufhören, so ihnen das Alter und Bildung noch mangelt?

18. "Du sprichst: So da alt und gebildet und weiser und reiner sie werden im Denken, im Thun und im Wollen und aller der Liebe im Herzen der Seele.

19. "Ganz richtig und weise gesprochen; doch siehe, so aber die Erde nichts And'res, als eine räumige Stube der Kinder nur ist, wenn im ernsteren Sinne genommen, wie kannst du dann fragen, wann's anders wird werden auf Erden?

20. "Laß reifer und älter nur werden die Kinder in der stets sich schaukelnden Stube für die Embryonen der Engel; und du wirst die klarste Antwort auf deine wehmüthige Frage im hellesten Lichte erschauen! Die Kindlein der Wiege sind schreiender ja, als die Muntern im Grase des Lebens." -

21. O heiliger liebvollster Vater, jetzt ist mir ein mächtiges Licht aufgegangen; nur mit solchen Augen betrachtet läßt sich all' das bunte und lose Getriebe der Menschen auf Erden erklärlich betrachten. Darum aber sei Dir, o Vater, all' Ehre und Liebe und Dank ewig! Amen.

22. Psalm. Zu singen dem Herrn nach einer überstandenen Krankheit des Leibes, und der mit ihm gebundenen Seele

01. Die Krankheit, ein brennendes Feuer im sterblichen Fleische, ja eine gar mächtige Prüfung der leidenden Seele im Glauben, im Hoffen und Lieben, kommt so, wie all' himmliche Gaben, vom liebvollsten, heiligen Vater im Himmel;

02. Der mittelst derselben die wandernden Kinder auf dieser sie lehrenden und getreulich prüfenden irdischen Schule des Lebens also, wie mit eigener heiligster Hand, von so manchen noch tödtlichen irdischen Schlacken loswaschet,

03. Auf daß dann nach einer, wenn manchmal auch lange andauernden Krankheit, der Mensch von so manchen Stocksünden, wie Golderz durch's Feuer, von Schlacken und Steinen gereinigt werde,

04. Was sonst der Mensch im gesunden Zustande schier niemals erreichen wohl möchte, denn so man gesund ist im Fleische, da merkt man nicht, in wie weit etwa wohl schon der tödtliche Weltkrebs hat feindlichst durchzogen die Fibern des Lebens.

05. Wie tief in die Wurzeln des innern geistigen Lebens sich dieser all' elend'ste Feind alles Lebens, wie so ein Polyp mit viel Armen und tausend Saugrüsseln schon hat eingegraben?

06. Allein - da kommt eben der Herr dem zwar fleischlich gesunden, doch geistig hinsiechenden Menschen mit eig'ner, höchst heiliger, mächtigster Hand treu zur Hilfe, ergreifend, ausreißend das Uebel aus all' den Stammwurzeln des Lebens; dann merkt erst der klagende Mensch, in wie weit schon der Krebs seine Wurzeln in's innere Leben getrieben.

07. Denn alle die Stellen dann brennen und jämmerlich schmerzen im fleischlichen Wesen des Menschen, in denen sich früher die tödtlichen Wurzeln des Feindes des Lebens befanden;

08. Doch nimmer wohl achtet der heiligste Vater des Lebens des Fleisches des Menschen, ob dieses da brenne und triefe vom blutigen Schweiße aus Angst und aus Furcht vor dem irdischen Tode;

09. Hat Er nur das Leben des Geistes, der Seele gerettet, was liegt da am Fleische, an dieser gar morschen Kleidung der Seele des Geistes!

10. Ist's recht nach dem heiligsten Willen des Vaters, dann wird's ja leicht wieder genesen. Und ist es nicht recht nach dem heiligsten weisesten Willen des heiligsten Meisters des Lebens, so wird es wohl sicher am besten schier sein, daß Er väterlich liebvollst den Krebs samt der morschen und seichten Behausung wegreißet.

11. So zeigte Er Selbst, der Größte, der heiligste Dulder am Oelberg', als knieend und betend die ewige Liebe im Vater im blutigen Angstschweiß Er bat: "So Du Vater, Du ewige Liebe es willst, o so nehme den Kelch Du von mir! Doch nicht mein, sondern allzeit geschehe Dein heiliger Wille."

12. Hier zeigte der ewige heilige Meister des Lebens es Selbst, wie wir allzeit am Leben des Fleisches, wenn Leiden dasselbe beschleichen, verhalten uns sollen, wenn's Leben der Seele, des Geistes erhalten wir wollen.

13. Ist uns aber so ein hochheiligstes Muster gestellt, da können wir allzeit frohlocken und singen aus unserem kindlich erquicktesten Herzen:

14. O heiligster liebvollster Vater der Engel und Menschen, Du ewiger Meister des Lebens, Du gabst uns das Leben; den Leib nur als zeitliche Hülle des Geistes und Werkzeug der Seele;

15. Du sendest uns Freuden und Leiden nach Deinem Gefallen, nach Deinem allweisesten heiligsten Willen; also denn geschehe auch allzeit Dein heiligster Wille! Du Selbst hast ja uns gelehrt zu leben durch Worte und Thaten, und so wollen wir denn auch leben, und allzeit Dich loben und preisen in Freuden und Leiden; denn Du bist ja einzig der Geber von stets guten Gaben. Dir Ehre und Preis ewig! Amen.

Poesie in Prosa

Inhaltsübersicht:

1. Die Musik

2. Die Perle

3. Cherubim und Seraphim

4. Ein vollkommenes Bild als inhaltschwerer Anfangsbuchstabe dieser Werke

5. Winke bei der Mission

6. Zweiter Nachtrag zum Engel

7. Bemerkungen über das Gedicht 'Der Engel'

1. Die Musik

(Empfangen durch Jakob Lorber am 2. Mai 1840)

1. So ihr wollt wissen, was die Musik ist, so merkt, was Ich euch sage, so wird euch klar werden Manches, so nicht Musik, sondern "Handlung der reinen Liebe" ist in sich selbst, ohne der Hinzuthat der Weisheit, sondern wie es ist in der Liebe in ihrer Blindheit.

2. Siehe, ihr habt kein reineres Bild, als die Musik, welche besser blinde Liebe heißen sollte, von der reinen Liebe in Mir, welche ist ein Zusammenfluß der sieben Geister der Gottheit *), welche sich da vereinen in der gegenseitigen Begegnung ihres steten, ruhigen Waltens.

3. Und diese Begegnung gebieret den Ton, siebenfach nach der Beschaffenheit des sich selbst begegnenden Geistes, und der Ton wächst dann von dem Grundton fort und fort durch alle sieben Geister, und so hat dann jeder Geist seinen eigenen Ton nach der Ordnung der euch bekannter Leiter.

4. Und da aber ein jeder der sieben Geister durchdringt alle Sieben, so sind auch alle Sieben in jedem einzeln vorhanden, und ergießen sich dann alle wieder einträchtig und wohlklingend ineinander, welches dann ist die große Wonne der Gottheit in ihrer Liebe.

5. Und so ist der Ton dann eine Schwingung, und diese Schwingung durchzittert die Geister, und die Geister erkennen sich, und das Erkennen gibt sich kund nach dem Verhältnisse der Schwingungen, und die Schwingungen werden wahrgenommen in der Liebe gemeinschaftlich, und diese Gemeinschaft ist dann die rechte Harmonie.

6. Und wenn sodann in dieser großen, reinsten Harmonie die Liebe wonnig erbebet, so strömt dann dieses Erbeben zurück in die Gottheit, und da gibt es dann ein Gedränge, und in diesem Gedränge erwärmen sich die Geister und entzünden sich dann in der Liebe, und dieses Entzünden ist das Licht, und in diesem Lichte werden erkannt die zahllosen Formen, welche entstehen aus den Schwingungen! Nun wisst ihr, was der Ton und die Musik ist, wie sie entsteht, wozu sie und was sie ist.

7. Und also ist die euch auch gegeben als ein geheimes Zeichen schweren und großen Inhalts, das erst ganz gelöst werden kann in der reinsten Liebe zu Mir; und also sollt ihr sie auch erlernen, betrachten, gebrauchen und genießen in der Darbringung eures allerhöchsten Ruhmes und allertiefsten Dankes zu Mir, daran ja nichts Unreines kleben soll.

8. Aber wie wird diese Gabe aus dem allerhöchsten aller Himmel von euch gebraucht? O, der großen Schande! Ich habe euch gezeigt durch Männer das Reine in Oratorien und Sinfonien, ihr aber übergoldet damit Koth und tretet sie dann gar mit Füßen.

9. Daher bedenkt, was die Musik und wozu sie ist! und entheiliget nicht die Wonne in Mir! **) Ich, die reinste Liebe in Gott, JEOUA. Amen! Amen! Amen!

02.FN] *) Man sehe den Anhang in Nr. 10 "Dreitages-Szene", sowie in Nr. 30 "Erklärung der Apokalypse."

09.FN] **) Man lese auch das Wort in Nr. 28: "Sprache, Kunst und Musik".

2. Die Perle

(Empfangen durch Jakob Lorber am 31. Januar 1847)

1. In des Meeres tiefem Grunde, da wo die mächtige Woge, erregt von grauser Windsbraut nimmer wühlt im tiefgelegenen Meeressande, und wohl leicht nicht trübt den kargen Schimmer, der - ein Strahl der Sonne - noch die feuchte Meerestiefe trifft, und des Lichtes letzte Spitzen taucht in Hayes Falkenauge, - da ruht ganz still in festgeschlossener Mutter eine hehre Frucht, die Edelste der Tiefe, die herauf an's Sonnenlicht gebracht der Sonne wird zum Spiegel, und glänzt und pranget gleich mit ihr, als Edelste mit der Edelsten.

2. Da schmückt mit ihr der König seinen Herrscherthron, die Fürstin ihren Arm, Kopf und Hals. Der großen Perle großen Werth weiß selbst ein Salomo genug zu schätzen nicht. Die Edelsteine müssen erst geschliffen werden, sonst zieren sie die Kronen nicht, doch keines Schliffes bedarf die Perle mehr, wie sie der dunkle Meeresgrund gegeben, so ist sie schon die herrlichste Juwele!

3. O Menschen! Ja in euch auch ist ein Meer, in seinen Friedenstiefen bergend solchen Schmuck, damit der Himmel Fürsten reichlich schmücken ihre Stirnen, Brust und Lenden!

4. kennt ihr Menschen ihn (den Schmuck), kennt ihr die Perle, die der Armuth Herz im armen Bruder birgt, und die herrlicher und größer sich gestaltet in des Gebers liebend warmem Herzen, das da allezeit Gutes übt im stillen Meeresgrunde seines Liebefriedens und edler wird und hehrer als der Sonne lichterfüllte Sfäre!

5. O seht, das ist des Himmels Werden, und seine Lichtgestalten in dem tiefsten Lebensgrunde; Mein Gotteswort, mit Fleisch bedeckt zwar noch, doch ziemlich wirkend, weil selbst der Himmel über alle Himmel, also Himmel zeugend, schaffend, Licht gebärend aus der Mutter, die da ist die Liebe, Gottesliebe, Bruderliebe, allumfassend, All's ergreifend, an sich ziehend, und in ihrem Adel selbst das Allertiefstgesunkene noch bemühet ist, in Edles zu verkehren, gleichwie die Perle des tiefen Meeres Schlamm in ihren hohen Adel zieht und ihn verkehrt in ihr edles Wesen.

6. Nicht richtet die Perle den Schlamm, den sie verkehrt in ihr Wesen durch ihr stilles Wirken, das die Welt nicht sieht und nicht bemerkt, wo doch so viel Edles wird gezeugt, daß die Welt den großen Werth nicht einmal kennt, noch ihn zu schätzen weiß, und es wird da das Edelste und Köstlichste im engsten stillsten Raume gezeugt.

7. Also auch soll spiegeln sich ein wahrer Mensch in der Perle eigenem Schimmer, der da lieblicher wohl ist, als des Orion's Feuerpracht, dann wird in sich er finden (das Große), was seines Lebens Meerestiefe birgt.

8. Der Weg ist offen, schlummernd hat der Sturm sich gelegt, wer mag da zaudern noch?! Handelt! handelt nach dem Worte! werdet ächter Perlen ächte Fischer! "In eures Herzens Meere der Barmherzigkeit senkt eures Willens Taucherglocke, und spannet eurer Bruderliebe Netz über dem Schlamme der Armuth, da werdet ihr einen guten Fang thun; denn Ich Selbst werde als Perle der Perlen sein unter den Perlen, die ihr in das Brudernetz eurer Liebe gefangen habt; denn wie die Perle in des Meeres stiller Tiefe wird, so werde Ich in eurem Herzen - eine Lebensperle, die euch nimmer genommen wird ewig."

9. Ein Licht ist diese Perle, ein Leben ist sie, ein lebendiges Wort, ein Himmel, Ich Selbst, die Perle der Perlen. Daher geht und sammelt die Perlen, und so ihr die große findet, da gebet Alles her, und kaufet euch diese, denn Ich Selbst bin diese große Perle, wer die hat, der hat Alles; denn ihr Werth wird ewig, ewig unschätzbar bleiben! –

10. Also spricht ein Gott, von Gott, aus Gott, der Mensch ward, um die Menschen zu Göttern zu machen; werdet also durch die Perle der Perlen selbst zu Perlen; werdet Götter durch Mich, euren Gott und Vater für ewig; Amen! Amen! Amen!

3. Cherubim und Seraphim

(Empfangen durch J. L. am 25. August 1844)

1. Die Cherubim bedeuten und sind der ewige Ausfluß der göttlichen Liebe, und die Seraphim sind der ewige Ausfluß der göttlichen Weisheit; das ist der Unterschied, darum sagte man vor Alters: "Dieser ist liebeglühend wie ein Cherub und weise wie ein Seraph." Also wird durch "Cherubim" die göttliche Liebe und durch "Seraphim" die göttliche Weisheit in ihrem gesammten grundhimmlichen Wirken verstanden.

Dein Vater in Jesu.

4. Ein vollkommenes Bild als inhaltschwerer Anfangsbuchstabe dieser Werke

(Empfangen durch J. L. am 11. August 1840)

Ein Vorwort zum Diktat über das Bild des Herrn

(Durch J. Lorber, Graz, 30. Mai 1840, auf dessen Anfrage wegen W. Maler)

1. Es kann nicht gleich sein, wie du es dir wünschest, sondern der rechte Zeitpunkt ist nur Mir allein wohlbekannt; so Ich an Jemanden ein Nebenwort richten will - was geht es dich an?

2. Die Zeit dessen ist noch nicht zur vollen Blüthe geworden, an den Ich richten möchte ein Nebenwort, daher noch eine kurze Zeit (Geduld), und bevor Wasser des Lebens aus dem Brunnen Jakobs! dann klein sein und groß sehen, gut hören und stumm in der Rede sein; dann nicht nur Sonnen zählen, sondern mehr noch das bescheidene Gras der Erde; und nicht nur steigen auf des Mondes Berge, sondern vielmehr sich verweilen in den Thälern der Erde!

(Wer Ohren hat, der höre, wer Augen, der sehe und merke!)

3. Sieh! mit Kindern rede ich kindlich, mit Männern als Mann, mit Herren als HErr, mit Fürsten als Gott, mit allen Hohen als der Allerhöchste, mit Machthabern als der Mächtigste, mit den Großen als der Unendliche, mit den Sündern als Hirt und Richter; und so rede Ich mit Jedem nach seiner Art als ein unerreichbarer Gott, aber mit dem Mich Liebenden in aller Demuth (seines Herzens) rede Ich als Vater, Mich wie eine Braut zu ihm hinunterlassend von der Höhe aller unermeßlichen Höhen, als Allerhöchster in all Meiner unendlichen Fülle.

4. Daher nur noch eine kurze Zeit, da das Eisen (des eisernen Malers) zu Gold wird (zum Edlen der Liebe), durch den werkthätigen Aufguß des lebendigen Wassers, als Beize des Eisens zum Golde! Amen. Ich, der rechte und allein Wahre, Jesus Jehova Immanuel, Sohn Davids, Amen, Amen, Amen!

5. Was den frommen Wunsch betrifft, den schon seit lange hat der Maler, mehr im Kopf als in der Brust und deren Eingewaiden, so sage Ich, daß Mir gar kein Bild, weder aus Farbe, noch weniger als Holz, oder gar aus Metall oder Stein angenehm ist; denn seht: dieses Alles ist nichts als eine Materie und somit todt, so ihr Mich aber bildlich darstellt in der Materie, so stellt ihr Mich im Tode dar, als ein Wesen, ähnlich Meiner Haut=Außenform, das da oft schon ausgezogen hat den Lebendigen aus euren Herzen und hat an dessen Stelle hingeheftet ein todtes Bild Meiner Haut.

6. Daher sollt ihr vielmehr trachten nach dem lebendigen Bilde Meiner Liebe und Meiner Gnade in euren Herzen, als nach dem getreuen Abdruck Meiner Haut; gleich aber wie euer Leben nicht in der Haut, sondern nur im Herzen wohnt, gleich also geht auch aus Mir alles Leben nicht von Meiner Haut, sondern aus Meiner tiefsten Tiefe in euch über, so wie naturmäßig alles Licht und alle Wärme der Sonne ausgeht aus ihrem Zentrum, da ein kleiner Funke Meiner Gnade und Barmliebe ruhend wohnt. Seht - das ist die Wahrheit. -

7. So ihr aber dennoch wohl wollt ein Bild Meiner Haut, so will ich es euch auch geben, wie dem israelitischen Volke einen König.

8. Wehe jedoch denjenigen, die es anzubeten sich unterstehen möchten! deren Seele wird matt werden, und deren Geist wird Mein Leben schwerlich je mehr finden voll in sich. Das ist aber die Gestalt Meiner Haut, und zwar die des Kopfes, als der Haare, Augen, Nase, des Mundes, der Ohren, des Kinnes und Halses.

9. Der Kopf sei 10 Zoll hoch ohne die Haare, und 7 Zolle, da er ist am breitsten, ohne die Haare; die Stirne habe 2/5 der ganzen Länge des Gesichts, und seien dann der Nase 1 1/2 Fünftel und so von der Nase bis zum Ende des Kinnes ebenfalls 1 1/2 Fünftel gegeben; die Stirne sei eiförmig gebogen ohne Falten, in der Farbe sehr licht, voll göttlicher Erhabenheit gegen die Haare, die da lichtgoldblond sein sollen; die Augen sollen sein groß, blau die Iris, und die Pupille sehr schwarz verhältnißmäßig zum Blau, die Winkel weiß und rein, die Wimpern frisch, die Brauen stark und dunkelbraun; die Nase gerade und edel, weich und nicht zu breit, auch nicht zu schmal; der Mund voll Würde und Anmuth, halboffen, wie beim Reden eines Liebenden zu seiner Braut, nicht zu schmal, noch zu weit, sondern gerecht, so die obere und so die Unterlippe, weich in den Winkeln und sanft in der Mitte; ein etwas hervorstehendes Kinn, nicht zu breit, noch zu enge, wohlgeschmückt mit einem etwas dunkler als die Haare gehaltenen Barte, letzterer abgetheilt gerecht in der Mitte des Kinnes; der Bart soll sich eitel wenig verlieren längs den beiden Kinnladen, und soll nicht mehr als 1/5 von der Wange einnehmen, so soll auch der Obermundbart sein gerecht, so daß weder die Lippen noch die beiden Mundwinkel beeinträchtigt werden; das Ohr aber soll sein genau nach dem Verhältnisse der Nase, und solle sein frei von Haaren, welche hinter demselben eine Handbreit sanft gewellt über den Nacken fallen sollen; der Hals aber sei mittellang, vollkommen, wie der einer Jungfrau.

10. Der Ausdruck soll darstellen einen Bräutigam voll Liebe im wehmüthigen Anblicke seiner ungetreuen Braut, ähnlich dem Abschiednehmenden mit dem liebevollsten Herzen, mit einer Abschiedsthräne der so reinen und wahren Liebe, - - - angethan mit einem himmelblauen israelitischen weiten Faltenrocke mit weißen fingerbreiten Brämen, stehend, barfuß, die rechte Hand ausstreckend nach euch Sündern, gleichsam sagend: "Kommt Alle zu Mir, die ihr mühselig und belastet seid, Ich will euch erquicken!" und die linke auf's Herz legend, gleichsam sagend: "Kinder, da ist der Weg des Lebens, da ist die Thüre zum Vater! wer nicht da durchgeht, der kommt nicht zum Vater!"- - -

11. Dieses nun genau beschriebene Bild solle stehen wie auf einem sanften Hügel, hinter dem eine große Glorie aufgeht, zu Meiner rechten und linken Seite sollen sein zwei große Pfeiler, geziert mit 2 feurigen Cherubim, und in der Mitte der Pfeiler befinde sich eine Gebottafel, getragen von einem Seraph; von diesen zwei Pfeilern ziehe sich eine starke Mauer fort; unter dem Hügel in der Ebene sollen dargestellt sein mehrere Menschengruppen, von denen Wenige ihre Augen nach Mir wenden, die Meisten aber sich abwendend von Mir stehen auf klein zerbrochenen Gebottafeln; ganz im Winkel zur Linken befindet sich eine Rotte, Leitern an die Mauern legend und selbe erstürmen wollend, während die Leitern viel zu kurz und zu schwach sind, davon mehrere zerbrochene Stücke zeugen sollen. Hinter Meinem Haupte zeigen sich ganz schwach - wie von lichtem Dunst umfangen - Theile der neuen Stadt der Heiligkeit Gottes, die soeben herabzusteigen hat angefangen vor euch! -*)

12. Seht, das ist dann ein vollkommenes Bild, wann es wird, wie Ich es getreu angegeben habe, aber es wird schwer sein, dasselbe recht zu machen ohne Meine Gnade, wann es aber der Maler, der eiserne **), will machen aus reiner Liebe zu Mir, dann wird die Gnade nicht unterwegs bleiben und das Bild wird in Erstaunen setzen Alle, die es ansehen werden, wenn auch nur aus Vorwitz, und wird zerbrechen manch steinern Herz, da es dann nicht sein wird ein bloses Bild, sondern als solches ein inhaltschwerer Anfangsbuchstabe des neuen Jerusalems, und als solches auch allein angesehen werden solle! Amen! Ich, Jesus, der wahre Christ, voll Liebe und Weisheit! Amen! Amen! Amen.

11.FN] *) Nehmlich in den vorliegenden neuen Kundgaben der lauteren Wahrheit.

12.FN] **) Wohl, nur einer mit eisernem Liebe=Willen wird es machen können.

5. Winke bei der Mission

(Auf eine Anfrage durch J. Lorber, Graz, 25. Mai 1844)

1. O ja, dem, der da dürstet, werde Trank gereicht, aber es giebt auch geistige Saufbolde (besonders unter den Gelehrten und Doktoren), denen ist es nicht gut derlei zu geistige Dinge zu reichen, weil sie dann dumm und oft böse werden wie böse Narren; zumeist aber sollen die Perlen den Schweinen vorenthalten werden!

2. Wenn du aber doch Jemanden nützen willst, der dir (zur Aufnahme der geistigen Wahrheit) geeignet scheint, so thust du am besten, so du ihn mündliche Berichtigungen (zunächst) ertheilest, und ihm erst dann etwas lesen lassest, oder besser selbst vorlesest, wenn du ihn vollends deines Geistes erkannt hast; denn sonst könnte ihm das Lesen mehr schaden, den nützen!

3. Predigen aber (oder sprechen) ist besser als das Lesen, da es besser eindringt, und hernach auch eher haften bleibt als etwas Gelesenes! Den Grund wird dir die Erfahrung von allen Zeiten zeigen.

4. Thue demnach auch du gelegenheitlich danach, und es wird gut und recht sein! Amen.

Das sage Ich dir, der Ich auch geprediget habe in der großen Zeit der Zeiten! Amen! Amen! Amen!

6. Zweiter Nachtrag zum Gedicht 'Der Engel'

(Siehe S. 55) (Am 17. Juli 1840)

1. Hinsichtlich Meines Engels sage dem aufrichtigen C. L.....r, er kann ja aus Liebe zu Mir mit seiner extrafeinen Welt=Sprachbildung versuchen, Mein großes Lied umzuarbeiten nach seiner Einsicht und nach seinem Urtheile.

2. Und hätte er es nachdem so zum Stande weltlichen Glänzens gebracht, dann möge er sich's vorlesen und auch euch Allen, damit ihr (sodann) den Unterschied merkt und merken sollt.

3. Ich sage, es wird wohl eurem Kopfe behagen, aber eure Herzen werden kälter werden, je mehr ihr abweichen werdet von der Urschrift.

4. Denn seht, die Sachen verhalten sich so: Wenn man spricht zum Ohre, dann ist eine gebildete Sprache nach weltlicher Art ja recht, da das Ohr weltlich ist; so ihr redet zum Auge, so müsst ihr in gutbeleuchteten Bildern reden nach weltlicher Art, da das Auge weltlich ist; ferner so ihr redet zu den Füßen, muß eure Rede sein geläufig, um zu heben die weltlichen Füße; redet ihr zum Gaumen oder Magen, da muß eure Rede süß sein, wenn sie euch behagen solle, und wenn ihr zum seichten (wahrheits=) wasserlosen Herzen eines Mädchens redet, dann muß auch eure Rede sein gleich ihrem Herzen, äußerlich voll Blümchen, innerlich aber voll Unsinns, welche Art euch natürlich nicht viel Mühe kosten wird, denn da heißt es - je dummer und unsinniger, desto schöner und beliebter!

5. Allein unter allen diesen Bedingungen habe Ich euch dieses Mein Gedicht nicht gegeben, sondern nur unter der alleinigen Bedingung der Liebe eures Geistes in der Seele und in deren Leibe, aber nicht in deren Exkrementen *).

6. Daher sollt ihr es auch dort erfassen, für wo es euch gegeben ist, und ferne (davon) mit eurem Weltverstande sein, der ein wahrer Krebs ist dem Geiste, da er verzehrt die Liebe, und tödtet den Willen. Wie aber das Mark genährt wird aus dem Herzen, so soll auch euer Verstand wachsen aus der Liebe, und sein eine gute Frucht aus dem Leben des Stammes, nicht aber wie er ist gleich einer Schmarotzerpflanze an den Aesten des Lebens, dasselbe zu untergraben, zu ersticken, und endlich gar zu vernichten.

7. Das merkt euch, ihr Wißbegierigen! Was liegt Mir an aller Wissenschaft und Bildung der Welt! Fragt euch, ob ihr auch nur einen Grashalm damit zuwege bringen mögt!? Ja, es liegt sogar an der Weisheit nichts, sondern allein an der Liebe!

8. Daher liebt Mich! das ist Mein Reich, alles Andere wird euch gegeben nach Maßgabe eurer Liebe! Amen!

Ich, die ewige Liebe und Weisheit! Amen, Amen, Amen!

*) Siehe Näheres in Nr. 32c, S. 9 in dem Worte über das dreifache Wesen des Menschen und die Erlösungsvorgänge (vom 17. Juni 1840).

7. Bemerkungen über das Gedicht 'Der Engel'

(Siehe Seite 44) (Am 19. und 20. Juli 1840).

1. 1. Vers 6 Z.: Gehört das "so" nicht auf einen andern Platz?

Durch "so" wird eine Geringfügigkeit einer für euch zwar unbegreiflichen großen, doch für einen solchen Engel nur kleinlichen Handlung ausgedrückt. Wohlverstanden!

2. 4. V. 4. Z.: Manen (Geister) oder Mannen (Männer)?

Wie kann man da nachfragen? Gibt es denn auch männliche und weibliche Weltkörper? oder sind denn Geister und Manen dasselbe? Manen aber sind nur bewußtlose Reste von Dingen und Thaten, als da sind die Asche, und alter Thaten Gedenkmäler, denen die rohe Fantasie der Menschen etwas Geisterartiges angedichtet hat. Wohlverstanden!

3. 6. V. 6. Z.: "so möglich wäre" mangelt der Nominativ.

Das heißt doch noch schwach sein! - Hätte Ich denn sollen euch ein so's vormachen? oder liegt der Nominativ nicht als Sinn im Worte und Satze? Wohlverstanden!

4. 12. V. 1. Z.: 5. Fuß fehlt die kurze Silbe.

Ihr zählt die Silben nach den Zeichen, Ich aber nach dem Klange, um jede Härte, den Sinn unbeschadet zu vermeiden; denn eure Sprache ist hart und verunstaltet, wie euer Leben, daher klingt das Himmlische in ihr wie Steine und dürres Holz. Barm, Herrn, Zorn, gern, Stern, fern, u. d. m. gelten bei Mir für - -. Wohlverstanden!

5. 12. V. 4. Z.: Die Kürzung g'rügsten ist sonst nicht zulässig, weil dieß in der populären Sprache gebräuchlich ist.

Hört! Bei Mir ist aber zwischen der populären und Schulsprache kein Unterschied, sondern nur im Geiste nach dem Grade der Liebe; alles Andere ist Asche und Spreu in den Wind. Wohlverstanden!

6. 15. V. 5. Z.: Soll es wirklich heißen: "ein Weib gar schön"?

Ja, es muß wirklich heißen: Ein Weib gar schön, da ihr Herz wirklich gar schön war, wie das eure noch lange nicht wird, wenn ihr Mich so albern und dumm fragt. Wohlverstanden!

7. 16. V. 1 - 2. Z.: "bewegte" - "streckte" solche Reime sind sonst unzulässig.

Hört! Das geht Mich wenig an und kümmert Meine Weisheit wenig eure Schule voll Unsinns! Der dem Menschen gab eine Zunge zum Reden, wird doch nicht die Menschen um Rath fragen müssen, wie Er reden soll. Wohlverstanden!

8. 17. V. 2. Z.: "Ja zu reden an" wozu gehört das an, da man sagt: "anzureden"?

Das an ist hier ganz am Rechtungsplatze und gehört erklärend zum begonnen und nicht zum reden. O, sagt nicht, daß ihr Deutsche seid, denn ihr versteht eure Muttersprache nicht. Wohlverstanden!

9. 18. V. 1. Z.: Woher der Dativ "reinstem Wesen"?

O ihr Blinden! - Daher, weil es so viel heißt, als: Maria merkte an dem reinsten Wesen Meines Triebes. Nun daher der Dativ, denn konnte wohl die Maria der Elisabeth anmerken, was in ihr selbst vorging? O wie grob dumm! Wohlverstanden!

10. 18. V. 5. Z.: Ist wie in mehreren späteren Zeilen beim Zeitworte "anfangen" das an ausgelassen?

O nein, es ist nicht ausgelassen, sondern es ist nur geflissentlich weggelassen, weil es wirklich der größte Unsinn wäre, wenn es dabei oder irgend wo getrennt stände, da sich eigentlich die Liebe fangen (aber ja nicht anfangen) in der Demuth muß, bevor sie lebensrege wird! Denkt doch ein wenig nach und eure Fragen müssen euch ja vorkommen, als wenn ihr lauter Fratzen wärt. - Wohlgemerkt!

11. 19. V. 1. Z.: Steht das "vor" auf der richtigen Stelle?

Diese Frage ist doch zu dumm, um darauf eine Antwort zu geben! - Ist denn der Herr ein Quartiermacher Seiner Knechte? Wohlverstanden!

12. 20. V.: Sind die Zeilen 2 und 3 ganz richtig?

Von Mir aus sind sie richtig, wenn ihr sie aber unrichtig versteht, das ist eure eigene Schuld; bezieht Alles gerecht, dann wird auch Alles richtig sein. Wohlverstanden!

13. 21. V. 3. u. 4. Z.: Mangelt der Reim.

Oho wie so denn? Ich glaube, der Reim im Herzen steht über dem Reim des Ohres? Ich werde euch bald glauben, statt euch zu durchschauen müssen; ens und ens reimt sich wenigstens bei Mir, und ist männlich - weiblich. Wohlverstanden!

14. 21. V. 6. Z.: Ist nicht "die Sitte" ein Fügungsfehler?

Ist ein Fehler Meines unaufmerksamen Schreibers und muß heißen: der.

15. 22. V. 4. Z.: Warum ist "Scham" männlich gebraucht, oder ist es ein Fehler?

Für's Erste, Meine Gestrengen, habe Ich Mir die Freiheit genommen, es männlich zu gebrauchen, da ihr schon sagt, so ein Mädchen reif ist geworden, sie sei mannbar, warum sagt ihr nicht: sie sei weibbar. Da sich das Mädchen vorzüglich nur vor Männern schämt, und vor Weibern nur ihrer Männlichkeit wegen, so ist füglich die Scham das Männliche im Weibe, oder die männliche Kraft im Weibe, die sie darnieder drückt, so sie sich erheben wollte. Wohlverstanden. - Beim Manne ist es aber darum weiblich, und heißt die Schande. - Wohlgemerkt!

16. 23. V. 1. Z.: Ist "gemahnend" richtig?

Allerdings, denn ihr könnt Jemanden ermahnen, sich selbst aber ganz richtig nur gemahnen. Wohlverstanden!

17. 24. V. 3. u. 4. Z.: Das beziehende Fürwort: "deren" paßt nicht zu dem Nachsatze, welcher beginnt "und ertragen".

Warum denn nicht? wenn Ich, die höchste Weisheit, fragen darf! Ja, sage Ich, es paßt ganz unvergleichlich gut dahier, aber nur die Frage paßt ganz schlecht daher. Wenn es sich handelt die Größe Meiner Gnade zu bestimmen, die bei euch freilich noch nicht gar groß ist, hätte Ich sollen dafür einen Bären hinstellen. - Wohlverstanden!

18. 24. V. 5. u. 6. Z.: Mangelt der Reim.

Darüber ist schon oben gesagt worden.

19. 27. V. 5. u. 6. Z.: Soll der Reim nicht vielleicht weiblich sein?

Nach Meiner Art ist er weiblich; denn eure Schulfuchserei geht Mich nicht an; denn Ich bin die wahre Schule des Lebens. Wohlverstanden!

20. 28. V. 2. Z.: Steht "hinweg" auf der rechten Stelle?

Bei Mir steht Alles auf der rechten Stelle, nur bei euch nicht, da ihr die rechte Stelle noch gar nie erkannt habt. Denn Ich lasse da geflissentlich die Verse stockend fließen, wenn irgend von Sünde die Rede ist, um den Vers nicht zu einer Sündfluth zu machen. Darum müssen da die fast wie klingen. Wohlverstanden!

21. 29. V. 2. Z.: Mangelt auf dem letzten Fuße die kurze Silbe.

Siehe oben, ist schon gezeigt worden warum.

22. 33. V.: Ist der 4. Vers richtig? Wohin gehört "Lebensfülle" welches ohne Fügung dazustehen seint?

Das ist der Nominativ, wenn Ich auch gelehrt sprechen darf, da Ich nicht auf eurer Universität die Jure absolvirt habe, und heißt so viel als: Die Lebensfülle einer neuen Schöpfung lichtet den Anker Meiner Gnade. Der Satz liegt nicht in eurer Gewohnheit, darum etwas hart, aber richtig, was der Gedenkenstrich anzeigt. Wohlverstanden!

* S. hat recht verstanden, es ist der Nominativ mit dem Infinitiv.

23. 34. V.: Die 1. Zeile scheint noch im Zusammenhang mit dem 33. Vers?

Allerdings und das sehr rechtlich.

24. 37. V. 3. Z.: Scheint mir nicht richtig gefügt, weil man nicht sagt: "Ich verlasse ruh'n", sondern: ich lasse ruh'n, oder soll ruh'n mit großem R geschrieben werden?

Dahier hat Mein Schreiber aus erwähnter Ursache "ver" statt des Bindewortes "und" geschrieben.

25. 37. V. 6. Z.: Ist wieder fing, statt fing an.

Kann man sich anfangen? - Wohl aber kann sich der Mensch selbst fangen oder gefangen nehmen. Wohlverstanden!

26. 38. V. 4. Z.: Soll es nicht heißen: zu traben?

So denkt und fragt euch doch einmal selbst, was ihr mit eurer Gewohnheit "zu" sagen wollt? - So man Jemand "entgegen" trabet, warum sollte man ihm denn auch noch "zu"traben; denn da kann Niemand Beides zugleich thun, da das eine nur von der Ferne, das andere aber von der Nähe geschehen kann. "Zu" aber bloß als ein Infinitivpartikel gebrauchen, ist eine angewohnte Narrheit. Wohlverstanden!

27. 38. V. 5. Z.: Ist er fertigt richtig?

Warum soll es nicht richtig sein, frage Ich? Wodurch wollt oder könnt ihr denn sonst ein gänzliches Fertigsein von innen nach außen ausdrücken? Ihr Sprachverderber! Wohlverstanden!

28. 39. V. 2. Z.: Ist "warmen" richtig, da man doch "wärmen" schreibt?

Allerdings, denn je abgeleiteter, desto entfernter von der Wahrheit und von Mir. Wohlverstanden!

29. 43. V. 2. Z.: Ist in allen Orten richtig?

Hier sage Ich nichts als Ja.

Den in der 3. u. 4. Zeile gegebenen Wink versteh ich auch nicht ganz.

Daß ihr den Wink nicht ganz erfaßt, kommt daher, weil euch Meine Armuth noch nicht ganz behagt. (2. Korinth. 8, 9)

Dann fragt sich, ob das Wort "So" in der 5. Z. richtig sei?

So aber heißt: Auf diese Weise. Wohlverstanden!

30. 45. V. 3. Z.: Darf in "übergroß's" das 's nicht wegbleiben?

Ja, es darf nicht nur, sondern es muß dabei stehen, weil Ich es habe hinsetzen lassen der 4. Endung wegen.

Ist 4. Z. "allergrößtes" richtig?

Allergrößtes ist richtig, weil Ich dadurch das Böse im Irrthum will verstanden haben. Ihr habt es freilich nicht verstanden, da ihr noch in gar großen Irrthümern stecket. Wohlverstanden!

31. 47. V. 5. Z.: Mangelt zu (finden)?

Darüber habe Ich Mich deutlich genug ausgesprochen.

32. 49. V. 1. Z.: Mangelt die kurze Silbe auf dem 6. Fuße.

Siehe oben.

33. 51. V. 1. Z.: Mangelt wieder die kurze Silbe auf dem letzten Fuße, und in der 2. Z. auf dem 3. Fuße. Sind die Zeilen 3 u. 4 richtig, da es doch heißen sollte: "hätte es ihm fehlgeschlagen, so würde - verfolgt haben."

Ueber die kurze Silbe habe Ich schon oben gesagt. Alle übrigen Bemerkungen sind eben durch ein kleines Mißtrauen auf die Echtheit dieses Meines Wortes entstanden; ihr kennt 5 Arten und 5 Zeiten der Zeugeworte, oder schlecht: "Zeitworte". Ich aber kenne noch eine bedingende Art. Muß Ich euch um Erlaubniß bitten, um diese gebrauchen zu dürfen? Daher lernt es von Mir, wollt ihr leben. Wohlverstanden.

34. 52. V. 4. Z.: Ist "All's" richtig, da eine solche Elision sonst unzulässig ist? - Ebenso ist es mit den beiden Elisionen der 6. Zeile.

Bei Mir allerdings; jedoch muß Ich euch schon wirklich um Verzeihung bitten, daß Ich Mir als Herr und Schöpfer der Unendlichkeit die dreiste Freiheit genommen habe, wider eure unsinnige Schulweisheit zu handeln! Sind solche Elisionen auch bei euch nicht üblich, so gehen sie doch bei Mir gar wohl an. Ich werde euch schon noch in der Zukunft auch um die Erlaubniß fragen, wo vielleicht nicht gar bitten müssen, wann Ich die Sonne hell auf= und niedergehen lasse! Wohlverstanden!

35. 54. V. 4. Z.: Ist "ihr" und "Diebe" richtig?

Ihr und Diebe sind ganz richtig, denn "ihr" bezieht sich auf Liebe; Diebe aber bezeichnen die individuelle Wesenheit eurer bösen Triebe, der es noch gar viele in euch gibt.

36. 54. V. 6. Z.: Wohin bezieht sich "Kette" zunächst?

Kette drückt hier die Verwandtheit in der Bosheit der Teufel aus und bezieht sich auf eines, wie auf's andere. Wohlverstanden!

37. 55. V. 6. Z.: Ist "anregen" richtig?

Bei Mir ja, weil durch jede Nennung Meines göttlichen Namens Meine Heiligkeit angeregt wird, dahern nun kein finsterer Geist im Stande ist, Meinen Namen auszusprechen. Wohlverstanden!

38. 57. V. 4. Z.: Gehört "Stell und Ort" zu verloren oder versammeln? Versammeln hat auch 2 Nominative "Alles" und die "Schafe"; sind vielleicht die Unterscheidungszeichen unrichtig?

Ist ein Fehler Meines Knechtes als Schreiber, und muß heißen: So werd' Ich Alles, was verloren war, an Stell und Ort versammeln, unter einem Dach die Schafe Meiner Heerde. Wohlgemerkt!

39. 59. V. 3. Z.: Ist die Elision Will'n richtig?

Sonst nichts als Ja. Wohlverstanden, wie oben.

40. 59. V. 5. Z.: Müd wird bei abstrakten Gegenständen gewöhnlich mit dem Genitiv gefügt.

Ist schon da der Genitiv; denn die Sünden ermüden Mich nicht, sondern die sündigenden Würmer; der Ablativ zeigt hier nur die Ursache des Müdewerdens an den Würmern, bei euch freilich etwas ungewohnt, da ihr nicht gerne Schuldner seid. Wohlverstanden.

41. 60. V. 4. Z.: Anfange ist eigenlich gegen die Scansion.

Wenn von Sünden die Rede ist, wie oben wohl gemerkt. Warum hat L. dasselbe nicht auch in den 59. V. 4. Z. bemerkt? Wohlverstanden; wo immer von Sünden geredet wird, ist gleiche Regel.

42. 62. V. 2. Z.: Ist "endlos" und Allen richtig.

Das ist der Macht wegen ungeändert, da alles Endlose keine Endung hat und haben kann, besonders wenn Ich als Richter rede. Das merkt und unterscheidet wohl!

43. 62. V. 3. Z.: "ew'ge Zornfluthen" mangelt inzwischen die kurze Silbe.

Wie oben.

44. 66. V. 5. Z.: Geht eigenlich "ihr" ab, auch ist die Elision werd't nicht gebräuchlich.

Was den versteckten Nominativ und die Elision betrifft: wie oben.

45. 67. V. 6. Z.: Ist kahlen richtig und sind alle Endsilben der Zeile richtig?

O ja, da ein guter Thaten loses Leben wirklich kahl ist, wie ein Schädel ohne Haare, da ein Strom die Thaten bezeichnet. Nur statt in kann im sein, des Dativs wegen; wohlgemerkt aber besser in vor dem Genitiv.

46. 68. V. 3. Z.: Worauf bezieht sich seines Irrsals? und im 4. V. das er?

Zunächst auf eure Dummheit und dann erst auf Wer des 67. V. 5. Z., so auch das "er". Recht sehr wohl verstanden und gemerkt!

47. 72. V. 1. Z.: Mangelt der Nominativ.

Ist schon oben gesagt worden, aber hier unnütze. Wohlverstanden!

48. Da habt ihr nun Alles und fragt nicht weiter, sondern erkennt den Unverstand eures Herzens, und bekrittelt in der Zukunft ja nicht mehr Meine so übergroße Gnade zu euch in Meiner unbegrenzten Liebe; sonst werdet ihr Meine Geduld brechen, und euch dadurch einen großen Schaden zufügen.

49. Versteht ihr etwas nicht, dann fragt Mich in der Liebe und Demuth, und Ich werde es euch sagen und erklären; aber mit der Weltkritik bleibt Mir in der Zukunft ferne, und mit der Liebe nahe, sonst werde Ich euch Meinen Donner vernehmen lassen. Amen. Das sage Ich, euer liebevollster, heiliger Vater. Amen, Amen, Amen.

Von Jesus Christus verbal-inspirierte Gedichte

Die grosse Zeit der Zeiten, darunter begriffen wird die Erlösung - Pathiel